Prinz Max Palais in Karlsruhe: Museum im Gründerzeit-Stil
Wer sich in Karlsruhe für Literatur oder Stadthistorie interessiert, kennt den reich verzierten Bau an der Karlstraße, der einen der vielen städtebaulichen Akzente bildet:
Das Prinz-Max-Palais in Karlsruhe beinhaltet das Städtische Kulturzentrum mit dem Museum für Literatur am Oberrhein, das Stadthistorische Museum sowie die Jugendbibliothek.
Errichtet wurde es jedoch als Altersruhesitz.
Nicht, wie der Name es vermuten lässt, im Auftrag von Prinz Max von Baden, dem letzten Reichkanzler des Deutschen Kaiserreichs, sondern vom Bankier August Schmieder.
Das Prinz Max Palais: auch bekannt als Villa Schmieder
Der Unternehmer und Brauer Schmieder wurde 1824 in Karlsruhe geboren und stieg, wie auch zuvor sein Schwiegervater, in das Brauereigeschäft ein. Im Zuge von Missernten und steigenden Getreidepreisen verkaufte er seine Brauerei 1850 an den Eggensteiner Jakob Friedrich Höpfner, verließ die Stadt und kehrte 30 Jahre später als wohlhabender Privatier zurück. Im Anschluss ließ er sich vom Architekten und Oberbaurat Josef Rudolf Durm von 1881 bis 1884 seinen Altersruhesitz, das Palais Schmieder – heute Prinz-Max-Palais – bauen; das Projekt war ihm über eine Million Goldmark wert.
Durm errichtete das palastartige Gebäude im Stil der Gründerzeitarchitektur. Typisch für diese sind mehrgeschossige Blockrandbebauungen mit reich dekorierten Fassaden. Die Dekorationsformen schlugen einen Bogen zu historischen Stilformen wie Neugotik, Neorenaissance oder Neobarock. Die gründerzeitlichen Gebäude – nicht zu verwechseln mit dem Jugendstil – sollten durch ihre Größe und dem geschossigen Aufbau die soziale Stellung ihrer Eigentümer widerspiegeln. Die erste Etage oder auch das Hochparterre wurde daher oft „Bel Etage“ genannt und beeindruckte durch hohe Decken und reiche Stuckverzierungen. Mit abnehmender Deckenhöhe sank auch die soziale Stellung der Bewohner: Dienstboten und andere Angehörige unterer Schichten residierten in der Regel in den oberen Etagen mit ihren lukenartigen Fenstern.
Für Palais Schmieder orientierte Durm sich vor allem an der Architektur der italienischen Hochrenaissance. Er unterteilte es in ein Souterrain, zwei Hauptgeschosse sowie ein Halbgeschoss in Dachhöhe. Der Reichtum der Fassade spiegelte sich auch in der Inneneinrichtung des Palais wieder: Marmor, Seidentapeten oder kostbare Kronleuchter kamen neben vielen anderen Prestigedetails zum Einsatz.
Für die Fassadenverzierungen zeigte sich der badische Bildhauer Adolf Heer verantwortlich, der auch als Professor an der Karlsruher Kunstgewerbeschule dozierte. Er selbst hatte seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg gemacht.
Prinz Max Palais – Wohnsitz des Adels
August Schmieder verstarb 1897. Seine Villa ging in den Besitz des Prinzen Max von Baden über und erhielt ihren neuen Namen, den sie bis heute trägt. Drei Jahre später zog der Prinz mit seiner Frau, der Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, ein, und wohnte bis 1918 dort.
Im Anschluss beherbergte das Palais zunächst die Industrie- und Handelskammer. 1944 wurde es bei einem Bombenangriff beschädigt: Das Innere brannte aus, doch die Schäden an den Außenfassaden hielten sich im Vergleich zu vielen anderen an Karlsruher Gebäuden in Grenzen; Außenfassaden und tragende Innenwände blieben bestehen.
Nach der Reparatur der Schäden zog 1951 das Bundesverfassungsgericht in das Prinz-Max-Palais ein und nutzte es bis 1969 als Amtssitz, ehe es in den Neubau am Schloss umsiedelte. Im Anschluss ging das Palais – nun bereits unter Denkmalschutz stehend – für drei Millionen D-Mark in den Besitz der Stadt Karlsruhe über.
Die Pädagogische Hochschule zog von 1975 bis 1977 ein, 1978 wurde das Palais auf Beschluss des Stadtrats zum kulturellen Zentrum Karlsruhes ausgebaut. Fortan bot der Prachtbau sowohl der Karlsruher Kinder- und Jugendbibliothek als auch der Stadtgeschichtlichen Sammlung, der Kinemathek und der Städtischen Galerie ein Zuhause. Letztere zog später in das ZKM um. Im Gegenzug bekamen die Literarische Gesellschaft und das Museum für Literatur am Oberrhein 1998 ihre Räume im Palais.
Im Juli 2008 wurden die beiden Putten zu Sanierungszwecken vom Dach des Prinz-Max-Palais geholt.
Prinz Max Palais – Literaten Karlsruhes
Die Literarische Gesellschaft (ihr Vorläufer war der Scheffelbund Karlsruhe) wurde 1924 gegründet, blickt mittlerweile auf über 5000 Mitglieder und ist somit der größte literarische Verein in Deutschland.
Der Deutsche Scheffelbund entstand in Erinnerung an den Dichter Joseph Victor von Scheffel und seiner Werke. Mitbegründerin war Scheffels Enkelin, Freifrau Margaretha von Reischach-Scheffel. Scheffels Nachlass sollte betreut und ein entsprechendes Museum aufgebaut werden. Der Bund wurde am 13. September 1924 in Heidelberg als privater Verein ins Leben gerufen. Zwei Jahre später wurde besagtes Museum im Karlsruher Schloss eröffnet.
Im Laufe der Zeit konnte der Verein enormen Zuwachs verzeichnen, zog mehrmals um (1932 wurde das „Badische Dichtermuseum“ im Palais Solms eröffnet) und wurde in Kriegszeiten nur für kurze Zeit stillgelegt.
1972 erfolgten die Umbenennung in die „Literarische Gesellschaft (Scheffelbund)“ sowie eine inhaltliche Neuorientierung: Es fanden Lesungen von Autoren statt und wissenschaftliche Vorträge wurden gehalten. Noch heute lädt die Gesellschaft zu Autorenlesungen oder anderen Veranstaltungen im Literaturbereich; weiterhin fördert sie schulische Leistungen, konzipierte Webseitenprojekte zu Literaturthemen in Baden-Württemberg und gibt die Literaturzeitschrift „Allmende“ heraus.
Erschienen immo-magazin Ausgabe 4/2012