— von Katja Fischer — Fertighaus oder Architektenhaus – das ist nicht nur eine Frage des Geschmacks und des Preises. Es sind zwei ganz unterschiedliche Wege zum Eigenheim. Die meisten Bauherren entscheiden sich für ein Fertighaus von einem sogenannten Schlüsselfertiganbieter. Fast drei Viertel aller Neubauten sind heute Schlüsselfertighäuser. Die Firmen werben mit Festpreisen und festen Einzugsterminen. Das überzeugt viele Kunden. „In der Tat ist dieser Weg zum Eigenheim ziemlich komfortabel“, sagt die Geschäftsführerin des Verbraucherschutzvereins Wohnen im Eigentum, Gabriele Heinrich. „Er bietet Kalkulationssicherheit, aber wenig Spielraum für die Umsetzung eigener Vorstellungen.“
„Die Interessenten sollten unbedingt den Vertrag genau lesen und sich nicht auf die Werbung verlassen“, gibt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) zu bedenken. Schlüsselfertighäuser werden im Durchschnitt 25.000 Euro teurer als im Prospekt versprochen, lautet die Erfahrung des VPB. Auch Verzögerungen beim Einzug von 24 Monaten und mehr seien keine Seltenheit.
Schlüsselfertighaus-Käufer ist nicht Bauherr
Die Schlüsselfertighaus-Anbieter unterteilen sich in drei Gruppen. Das sind Bauträger, Generalunternehmen und Generalübernehmer. Bauträger verkaufen immer Grundstück und Haus oder Eigentumswohnung zusammen. Sie kümmern sich um alle Genehmigungen, planen und koordinieren das gesamte Projekt. Der Kunde hat weder mit Terminproblemen noch mit Baumängeln zu tun. Das wird von vielen positiv gewertet. Aber auf der anderen Seite sollten sie wissen, dass sie sich auch bei Mängeln und Störungen heraushalten müssen.
Nur der Bauherr darf auf den Bauablauf Einfluss nehmen und Anweisungen geben. Und das ist in diesem Fall der Schlüsselfertiganbieter. „Er kann dem Käufer sogar das Betreten der Baustelle verbieten bis zur offiziellen Übergabe der Immobilie“, sagt VPB-Sprecherin Reinhold-Postina.
Wer schon ein eigenes Grundstück besitzt, kann einen Generalunternehmer oder einen Generalübernehmer mit dem Bau eines schlüsselfertigen Hauses beauftragen. „Der Generalunternehmer bietet alle Leistungen aus einer Hand, übernimmt meist selbst den Rohbau und vergibt alle weiteren Gewerke an Nach- oder Subunternehmer“, erklärt Reinhold-Postina. Dagegen verstehe sich der Generalübernehmer nur als Koordinator. Er baut nicht selbst, sondern vergibt sämtliche Bau- und Ausbauarbeiten an andere Firmen.
Architektenhaus kann auch preiswert sein
Während Schlüsselfertighäuser den Eindruck erwecken, dass Käufer mit ihnen relativ bequem und preiswert zu ihrem Eigenheim kommen, haben Architektenhäuser den Ruf, viel teurer zu sein. „Das stimmt aber nicht“, sagt Reinhold-Postina. „Architekten können auch Häuser für kleines Geld bauen. Wenn der Bauherr mit ihnen ein Budget vereinbart, halten sie sich daran.“
Bauen mit einem Architekten erfordert vom Bauherren Mitdenken und Entscheidungswillen. Denn er ist rechtlich der Auftraggeber und bezahlt auch direkt die Rechnungen an die ausführenden Firmen. „Das ist ein anderer Status als beim Schlüsselfertigbau“, erklärt die VPB-Sprecherin. Der Bauherr kann ins Geschehen eingreifen. Denn sein Architekt überwacht den Bau, kann Mängel unmittelbar erkennen und dafür sorgen, dass sie umgehend beseitigt werden. „Er gibt erst dann das OK zum Bezahlen einer Rechnung, wenn die Arbeiten wirklich vollständig und ordentlich ausgeführt wurden.“
Diese Dienstleistung hat natürlich ihren Preis. Wer sein Einfamilienhaus mithilfe eines Architekten baut, muss dafür Kosten in Höhe von 10 bis 13 Prozent der Bausumme einplanen, lautet die Erfahrung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Dafür hat er am Ende kein Haus von der Stange, sondern eines, an dem er mitgewirkt hat und das seinem persönlichen Stil entspricht.
dapd.djn/T2012080903050/kaf/K2120/mwo