— von Erich Reimann — Düsseldorf (dapd). Die Welle von Strompreiserhöhungen zum Jahreswechsel sorgt für heftige Proteste bei Verbraucherschützern. „Die Preiserhöhungen fallen im Durchschnitt doppelt so hoch aus wie angemessen“, kritisierte der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, am Donnerstag im dapd-Gespräch. Für die Kunden bedeute das zusätzliche Kosten „in der Größenordnung von zwei Milliarden Euro“, die ungerechtfertigt auf die Preise aufgeschlagen würden. Die Versorger wiesen die Vorwürfe zurück.
Nach Marktstudien mehrerer Verbraucherportale werden zum Jahreswechsel mehr als 500 Energieversorger ihre Strompreise erhöhen, durchschnittlich um rund zwölf Prozent. Nach Berechnungen des Bundes der Energieverbraucher bedeutet dies für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden zusätzliche Kosten in Höhe von 140 Euro jährlich.
Preistreiber : EEG-Umlage zur Förderung von Sonnenenergie und Windenergie
Preistreiber sind unter anderem die steigende EEG-Umlage zur Förderung von Sonnenenergie und Windenergie, die Umlagen für die Befreiung der Industrie von Netzentgelten und die Haftungsregelung für Windanlagen auf hoher See.
Doch müsste die Strompreiserhöhung nach Peters Worten längst nicht so hoch ausfallen wie angekündigt. Denn während die staatlich aufgebürdeten Lasten steigen, fielen zuletzt die Preise an den Strombörsen. „Der Boom der Öko-Energie macht den Stromeinkauf billiger. Den Vorteil streichen die Konzerne aber lieber für sich ein, anstatt den Preisvorteil an Kunden weiterzugeben“, sagte Peters.
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft kritisiert: „Populistisch und wenig hilfreich“
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wies die Vorwürfe als „populistisch und wenig hilfreich zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende“ zurück. BDEW-Chefin Hildegard Müller beklagte: „Die aktuell laufende Diskussion zu den angekündigten Strompreiserhöhungen nimmt haarsträubende Züge an.“ Strom werde von den Versorgern bis zu 36 Monate im Voraus eingekauft. Deshalb könnten sich auch sinkende Börsenpreise nur zeitverzögert in den aktuellen Strompreisen widerspiegeln.
Auch der Energieexperte Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen warnte vor einseitigen Schuldzuweisungen. Viele Versorger hätten nach der Atomkatastrophe von Fukushima mit einem starken Anstieg der Strompreise gerechnet. Gerade kleinere Stadtwerke hätten sich deshalb häufig auf lange Zeit im Voraus eingedeckt. Nun säßen sie auf den teueren Terminkontrakten und kämen da nicht raus.
Doch müsse der Stromkunde die Fehler in der Einkaufspolitik der Energieversorger nicht unbedingt ausbaden. „Es ist eine wunderbare Gelegenheit für den Verbraucher, seine Macht auszuspielen und den Anbieter oder den Tarif zu wechseln“, sagte der Verbraucherschützer. Denn es gebe am Markt auch Anbieter, die sich nicht so lange gebunden hätten. Sie profitierten deshalb jetzt von den sinkenden Preisen an der Strombörse und gäben dies auch an die Kunden weiter.
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