Das Angebot ist nicht gerade übersichtlich: Über 1000 Stromanbieter treten derzeit bundesweit auf dem Markt auf und haben zusammen mehr als 23.000 Stromtarife im Sortiment. Es gibt Strom allein aus alternativen Energiequellen oder einen Mix aus Wasser-, Kohle- und Atomkraft. Im Dickicht der Tarife finden sich Preisgarantien, Vorauskasse, Bonusmodelle und Paketpreise. Wer da für sich die richtige Wahl treffen will, braucht einiges an Durchblick.
Preis und Stromerzeugungsart entscheiden zumeist
«Für die meisten Menschen ist der beste Stromtarif derjenige, der nicht viel kostet», sagt Energie-Experte Thomas Müller von der Stiftung Warentest in Berlin. Andererseits schauen nach seinen Worten viele nicht mehr nur auf den Preis, sondern fragen nach, woher denn der Strom kommt, aus dem Kernkraftwerk oder aus der Windmühle.
Die Stiftung Warentest hat exemplarisch die Tarife von Vertriebsgesellschaften und Discountunternehmen der vier größten deutschen Stromversorger, von regionalen Anbietern und von konzernunabhängigen, reinen Ökostromanbietern verglichen. «Außerdem haben wir die Tarifbedingungen auf Verbraucherfreundlichkeit geprüft und mit verdeckten Anrufen und E-Mails getestet, wie diese Stromanbieter ihre Kunden beraten und welche Informationen sie im Internet bereitstellen», schildert Testleiter Achim Schröder. «Denn wer schon einmal stundenlang in der Warteschleife einer Hotline verbracht hat oder sich darüber ärgert, dass er wegen langer Vertragslaufzeit nicht zu einem günstigeren Anbieter wechseln kann, der achtet bei der Wahl auch auf Service und Vertragsbedingungen.»
Jahresverbrauch und die Postleitzahl in Stromtarifrechner eingeben
Als einfachsten Weg, ein Angebot im eigenen Tarifgebiet zu finden, empfehlen die beiden Experten, den Jahresverbrauch und die Postleitzahl in einen Online-Stromtarifrechner wie beispielsweise Verivox.de einzugeben. Dann erhält man eine Liste der preisgünstigsten Stromtarife. «Die Vertragsbedingungen sollten dann nach folgenden Kriterien geprüft werden: Laufzeit, Kündigungsfrist, Zahlungsmodalitäten, Preisgestaltung und Serviceumfang», sagt Thomas Müller.
Besonders wichtig sei, dass der Vertrag innerhalb einer kurzen Frist kündbar ist. Denn so bleibt man flexibel und kann stets auf bessere Angebote im Markt reagieren. Die Warentester fanden aber schnell heraus, dass es preisgünstige Verträge meist nur mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr gibt. Auch die Kündigungsfristen betragen oftmals acht Wochen oder sogar drei Monate. Wird der Termin verpasst, verlängert sich der Vertrag dann um ein weiteres Jahr. «Immerhin räumen alle Anbieter ein Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen ein», sagt Testleiter Schröder. Dies müsse aber fast immer kurzfristig wahrgenommen werden. Daher sein Tipp: «Wenn Sie den Stromanbieter wegen einer Preiserhöhung wechseln wollen, kündigen Sie selbst. So stellen Sie sicher, dass die Frist eingehalten wird.» Ansonsten sei es besser, den neuen Anbieter alle Formalitäten erledigen zu lassen.
Auf Preisgarantien des Stromtarifs achten
Mit Preisgarantien lockt nach Müllers Angaben heute fast jeder Stromanbieter. Häufig sind es zwölf Monate oder länger, mitunter aber nur drei Monate. Das lohne sich kaum. Im besten Fall werde der gesamte Bruttopreis garantiert, also Grundpreis plus Arbeitspreis inklusive Steuern und Abgaben. Wichtig ist laut Müller, dass die Garantie erst ab Lieferbeginn läuft und nicht wie bei einigen Anbietern schon ab Vertragsabschluss.
«Bei den Zahlungsmodalitäten ist ein monatlicher Abschlag ohne Vorauskasse am verbraucherfreundlichsten», rät Testleiter Schröder. Tarife mit Vorkasse oder Sonderabschlägen seien zwar oft günstiger, doch wenn es Ärger gebe, laufe man seinem Geld mitunter lange hinterher. Tarife mit festen Kilowattstundenpaketen eignen sich laut Schröder nur für Haushalte, die ihren Stromverbrauch genau einschätzen können. Denn wer mehr verbraucht, als im Paket vereinbart, zahlt dafür den teureren Mehrverkaufspreis und wer weniger verbraucht, bekommt keinen Cent zurück. Auch bei versprochenen Bonuszahlungen sei Vorsicht geboten, sagt der Fachmann: «Schon mehrfach haben Stromkunden berichtet, dass Boni gar nicht oder erst sehr spät gezahlt wurden. Vergleichen Sie die Preise daher am besten ohne Bonuszahlungen. Dann wird auch klar, was der Tarif im nächsten Jahr kostet.»
Preise für Ökostrom sind gut
Die Preise für Ökostrom sind nach Angaben der Warentester heute mit denen für konventionellen Strom vergleichbar. Zudem schnitten die Anbieter, die zu 100 Prozent regenerativ erzeugten Strom liefern, bei Beratung und Service per Telefon und E-Mail am besten ab. «Sie sind gut erreichbar und antworten meist kompetent», lobt Testautor Thomas Müller. Problematisch für Verbraucher sei, dass es für Ökostrom keine allgemein gültige Definition gibt. So bieten manche Unternehmen konventionellen Strom als Ökostrom an, nur weil sie als Erbauer neuer Ökostromanlagen zertifiziert sind. «Wer mit der Wahl seines Stromtarifs ein Zeichen für Klimaschutz und Energiewende setzen will, sollte einen Anbieter wählen, der ausschließlich umweltschonend erzeugten Strom verkauft», empfiehlt Müller. Erkennbar seien diese Unternehmen an den Ökostromlabeln «ok-power» und «Grüner Strom» oder an Bescheinigungen des TÜV Nord oder Süd.