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Vorsicht beim Kauf von Billig-Werkzeug – Sicherheit, Leistung und Haltbarkeit sind häufig mangelhaft

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Vorsicht beim Kauf von Billig-Werkzeug – Sicherheit, Leistung und Haltbarkeit sind häufig mangelhaft – Auf moderne Akkus achten

Berlin (ddp). Wer billiges Werkzeug kauft, spart nicht immer Geld und handelt sich möglicherweise einen Haufen Ärger ein. «Mit Bohrmaschinen und Akkuschraubern vom Baumarkt-Grabbeltisch riskiert man sogar einen Gerätebrand oder schädigt seine Gesundheit», warnt Peter Schick, Experte für Elektrogeräte bei der Stiftung Warentest in Berlin. Sein Team hat fünf Schlagbohrmaschinen und fünf Akku-Bohrschrauber aus dem unteren Preissegment zwischen 18 und 50 Euro geprüft – mit höchst unerfreulichen Ergebnissen. «Angesichts der schwachen Leistungen aller Geräte kann von einem echten Testsieger kaum die Rede sein», sagt Schick. Wer öfter bohren oder schrauben muss, sollte sich nach seinen Worten höherwertige Maschinen kaufen: «Die Billigwerkzeuge eignen sich bestenfalls für leichte Gelegenheitsarbeiten.»

Bei drei getesteten Bohrschraubern besteht laut Schick Brandgefahr. Ihre Akkus und Ladegeräte können bei einem Kurzschluss in Flammen aufgehen. Als die Warentester versuchsweise Kunststoffteile der Geräte mit einem heißen Draht berührten, fingen sie Feuer. Das dürfe nach der Sicherheitsbestimmung der Norm EN 60335 auf keinen Fall passieren, sagt Peter Schick und vergab die Note «mangelhaft».

Als ebenso wenig akzeptabel erwies sich die Zusammensetzung des Kunststoffs zweier Schlagbohrmaschinen. «Bei der chemischen Analyse des Griffmaterials fanden sich erhöhte Konzentrationen von gesundheitsschädlichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK)», bemängelt der Fachmann. Diese Schadstoffe könnten durch die Haut in den Körper dringen. Daher sollte man solche Geräte besser gar nicht erst kaufen.

Doch damit nicht genug: Auch beim regulären Betrieb schwächeln Billig-Bohrer meist merklich. Eigentlich sollte eine Schlagbohrmaschine besonders kraftvoll bohren, indem sie den Bohrer nicht nur dreht, sondern auch rhythmisch voranschlägt. Im Test aber erwiesen sich drei von fünf Schlagbohrern als so schwächlich, dass die Prüfer «nicht brauchbar» vermerkten.

Auch bei den billigen Akku-Schraubern sind die Arbeitsresultate eher kläglich: «Je größer die Schrauben, desto unbefriedigender die Leistung», fasst Warentester Schick zusammen. Selbst mit vollem Akku haben sie beim Bohren und Schrauben oft zu wenig Kraft. Hinzu komme, dass die Akkus nur eine relativ geringe Kapazität haben. Bei einem Gerät war es statt der versprochenen 1,0 Amperestunden nur etwas mehr als ein Drittel. Bis die Akkus dann wieder voll einsatzbereit sind, vergehen mindestens drei Stunden Ladezeit, mitunter sogar fünf bis sieben Stunden. «Manchmal sind Akku und Ladegerät auch schlecht aufeinander abgestimmt», sagt Schick. Dann ist das Ladegerät sogar zu schwach, um den Akku überhaupt voll aufladen zu können.

Die Qualität der Akkus lässt bei einigen Fabrikaten ebenfalls Wünsche offen. Sie arbeiten mit Nickel-Kadmium-Akkus. «Das ist der Stand von vorgestern», ärgert sich Experte Schick. Das Schwermetall Kadmium gefährde bei falscher Entsorgung die Umwelt, zudem entladen sich diese Energiespeicher viel schneller als die modernen Varianten. «Gute Akku-Bohrschrauber sollten einen wechselbaren Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von mindestens 1,5 Amperestunden haben sowie ein Ladegerät, das den Akku in einer Stunde wieder volltankt», fordert der Fachmann. Empfehlenswert seien auch Geräte mit einem zweiten Gang fürs schnelle Bohren.

Ein ebenfalls wenig rühmliches Bild gaben die Schlagbohrmaschinen bei der Haltbarkeitsprüfung ab. Die Dauerprüfungen der Warentester ergaben teils eklatante Mängel bei Material und Verarbeitung. Verschlissene Kohlebürsten hatten mehrfach zur Folge, dass sich die Kohlen verklemmten. «Dadurch kommt es zu Lichtbögen und kleinen Blitzen, die das Gerät schrottreif machen können», schildert Schick. Eines der getesteten Geräte erlitt beim Schlagwerkdauerlauf auf halber Strecke sogar einen Getriebebruch und fiel völlig aus.

Einziger Lichtblick: Die billigen Akkuschrauber hatten mit der Dauerprüfung keine Probleme. Dank ihrer gemächlichen Arbeitsweise überstanden sie einen Langzeit-Einsatz, der in der Praxis einer etwa zehnjährigen Nutzung entspricht. Für Peter Schick nicht wirklich ein Grund zur Freude: «Die hohe Lebenserwartung sorgt am Ende doch nur für Dauerfrust – über die miserable Arbeitsleistung des Billigschraubers.»

ddp/tvo/esc