Wenn es um bekannte Bauwerke von nationaler und sogar internationaler Bedeutung geht, muss Karlsruhe sich nicht verstecken. Neben der Pyramide, dem Wahrzeichen der Stadt, ist die Schwarzwaldhalle am Festplatz das über die Landesgrenzen hinweg bekannteste Bauwerk. In unmittelbarer Nachbarschaft der Halle finden neben der Ettlinger Straße zudem das Kongresszentrum sowie das Kongress-Hotel, die Gartenhalle, die Nancyhalle, die Stadthalle, das Konzerthaus sowie das Vierordtbad.
Die Schwarzwaldhalle sticht jedoch architektonisch aus dem Gebäudereigen heraus – vor allem, wenn man die Chance erhält, sie aus der Luft zu betrachten. Der Grund: das Dach. Hierbei handelt es sich um das erste Hängedach dieser Größenordnung in Deutschland. Nur 6 Zentimeter dick, wurde die harmonisch gebogene Konstruktion während der Erbauung komplett auf einer durchgehenden Holzschalung betoniert. In der Form einer Sattelfäche über einem ovalen Grudnriss modelliert, baut das Hallendach auf dem Prinzip von Krümmung und Gegenkrümmung auf. Die so entstandenen Formen fügen sich ideal in das Stadtgartengelände ein und bildet seit ihrer Erbauung einen Anlaufpunkt für große Veranstaltungen wie Kongresse, Konzerte und Messen. Bands wie Barclay James Harvest und Prodigy gaben sich hier die Mikrofone in die Hand; die Grünen hielten hier ihre Bundesdeligiertenkonferenz ab.
Doch bereits vor der Schwarzwaldhalle sorgte ein anderes Bauwerk am selben Platz für genügend Raum bei derartigen Großveranstaltungen: Die Festhalle war der Vorläufer der Schwarzwaldhalle.
Ein Ort für ein großes Fest
Wer sich in den Chroniken der Stadt auf Zeitreise begibt, findet im Jahr 1875 einen Wettbewerb für den Bau einer Festhalle, den der deutsche Architekt, Baubeamte und Hochschullehrer Josef Durm für sich entschied. Grund für die Ausschreibung war ein für die entferntere geplantes Sängerfest in der Stadt, für das bislang der passende Ort mit der dazugehörigen Akustik fehlte.
Durm, unter dessen Federführung bereits Gebäude auf dem Hauptfriedhof, die Synagoge in der Kronenstraße oder das Vierordtbad errichtet worden waren, begann im September 1875 mit dem Bau der Festhalle, der 18 Monate dauern sollte. Wenige Tage vor besagtem Sängerfest konnte das größte Bauwerk in Holzbinderkonstruktion, das zu dieser Zeit in Deutschland existierte, vollendet werden. Beachtet man die beschränkten technischen Hilfsmittel der Erbauungszeit, so gilt das Ergebnis auch aus heutiger Sicht als mechanisch-mathematische Meisterleistung. Die feierliche Einweihung erfolgte am 29. April 1977 – zum 25jährigen Regierungsjubiläum von großherzog Friedrich I. – auf der früheren Schießwiese am Festplatz. In diesem Jahr übernahm die Stadt den Tiergarten und vereinigte ihn mit den Außenanlagen bei der Festhalle zum Stadtgarten.
Das Innere der Festhalle bestand aus einem großen Saal samt Galerie, der durch seine Ausmaße von 30 Metern Breite und 60 Metern Länge bestach. Daneben existierte ein kleiner Saal von 36 Metern Länge und 12,5 Metern Breite. Vor den Haupteingang wurde im Jahr 1904 das Bismarck-Denkmal des deutschen Bildhauers Carl Friedrich Moest aufgestellt, welches 1953 einen neuen Standort am Bismarck-Gymnasium erhielt.
Neubeginn mit architektonischer Durchschlagskraft
Der Krieg ließ von der Festhalle nicht viel übrig: 1944 wurde sie bei einem Luftangriff zerstört. Lange Zeit stand die Halle als Ruine auf dem Festplatz, bis sie am 4. November 1952 gesprengt wurde, um Platz für eine neue Halle zu schaffen. Erneut war ein architektonischer Wettbewerb ausgeschrieben worden. Die Vorgaben der Stadtverwaltung beinhalteten unter anderem ein großes Restaurant sowie den Anschluss mehrerer kleiner Hallen.
Für die Durchführung arbeiteten der bekannte Karlsruher Architekt Prof. Dr. Erich Schelling sowie der Münchner Bauingenieur Ulrich Finsterwalder, ein ausgewiesener Spezialist für freitragende Betonkonstruktionen, zusammen. Nach mehrmonatiger Bauzeit wurde in der Halle als erste Veranstaltung am 19. August 1953 die Heilmittelausstellung zum Therapiekongress eröffnet. Nach dem Vorschlag des Oberbürgermeisters Günther Klotz erhielt sie den Namen ‚Schwarzwaldhalle‘. Seit ihrer Errichtung ist sie Schauplatz für Veranstaltungen, die zum Teil auch überregionale Bedeutung besitzen. So fand dort bereits am 28. März 1954 eine große Sportveranstaltung statt, bei der deutsche, Europa- und Weltmeister zu Gast waren.
Mit der Schwarzwaldhalle existierte wieder ein Entrée zu Stadtgarten und Zoo, die nach dem Krieg, als dort Truppen mit ihren Jeeps kurvten, wieder das grüne Herz der Stadt bildeten.
Im Stadtarchiv Karlsruhe befindet sich umfangreiches Bildmaterial zum Thema Schwarzwaldhalle und seiner Erbauer. Dieses können sich Interessierte bei einem Besuch im Stadtarchiv Karlsruhe während den Öffnungszeiten Mo-Mi 8.30-15.30 Uhr und Do 8.30-18 Uhr im Lesesaal am PC anschauen.