– von Michaela Kaebe – Die kalte Jahreszeit setzt Dächern und Fassaden stark zu. Das Problem ist nicht so sehr die Kälte – nebenStürmen bringt vor allem die Nässe Gefahren für das Haus mit sich,wie Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren e.V. (VPB)in Berlin betont. „Man sollte jetzt mit offenen Augen ums Haus herumgehen und schauen, welche Schäden der Winter angerichtet hat:Sind irgendwo Risse und feuchte Stellen? Hat sich etwas verschoben oder verbogen – oder sind Dinge aufgefroren?“ Auch von innen sollteman sein Haus gründlich checken, vor allem Dachstuhl und Kellereiner genauen Inspektion unterziehen: „Schäden offenbaren sich oftdurch feuchte Stellen.“
Jetzt ist die Zeit für Reparaturen günstig
Mit einem einmaligen Frühjahrscheck sei es allerdings nichtgetan, betont die Expertin: „Ein Hausbesitzer muss seine Immobilieimmer im Auge behalten. Man sollte jede Woche seine Runde drehen undnatürlich nach jedem extremen Wetter.“ Aber jetzt, nach den erstenSchmelzphasen, sei eine gute Zeit für eine gründliche Überprüfung.Und auch für fällige Reparaturen sei der Termin jetzt günstig: „BeiFrost kann man wenig machen, aber sobald der weg ist, kann eslosgehen. Und vor Beginn der Neubauphase ist es viel einfacher,Handwerker für kleinere Arbeiten zu bekommen.“
Vor allem Nässeschäden sollte man nicht auf die lange Bankschieben, rät die Diplom-Ingenieurin: „Die werden immer schlimmer,je länger man wartet. Und Feuchtigkeit führt häufig auch zuSchimmel.“
Dächer leiden besonders
Das gelte besonders fürs Dach, denn hier könne die Nässe in dieDämmung einsickern. Nass gewordenes Dämmmaterial verliere aber nichtnur seine Dämmwirkung, sondern sei auch extrem schimmelgefährdet:“Wenn man schnell reagiert, kommt man oft damit davon, dass man dasfeucht gewordene Teil ersetzt. Wenn die Umgebung erstmal mitangegammelt ist, ist eine größere Sanierung fällig.“
Während geneigte Dächer am besten von einem Fachbetrieb überprüftwerden sollten, könne man beim Flachdach die Überprüfung auch selbsterledigen. Wichtig sei vor allem, wie schon im Herbst noch einmal zuschauen, dass die Abläufe frei seien, und gegebenenfalls letztesHerbstlaub oder auch ausgebrannte Neujahrsraketen zu entfernen:“Wichtig ist, dass sich kein Wasser stauen kann. Kann Wasser nichtdurch die Abläufe abfließen, findet es einen anderen Weg, und derführt dann unter Umständen ins Haus. Außerdem können durch dasWasser auf dem Dach Materialien auffrieren.“ Schäden am Flachdacherkenne man meist erst dann, wenn sie von innen sichtbar würden. Unddann werde es teuer.
Wichtig sei die regelmäßige Überprüfung der Immobilie aber nichtnur, um finanzielle Schäden gering zu halten, sondern auch ausHaftungsgründen: „Der Hausbesitzer ist für jede Gefahr haftbar, dievon seinem Besitz ausgeht. Bei Sturmschäden müssen Sie imZweifelsfall die regelmäßige Kontrolle Ihres Daches oder andererGebäudeteile durch einen Fachmann nachweisen können“, warntReinhold-Postina.
Nässe schadet der Fassade
Auch für die Fassade ist Nässe ein Risiko, erläutert Roland Falk,Leiter des Kompetenzzentrums im Fachverband der Stuckateure inStuttgart: „Wenn die Feuchtigkeit gefriert, kann es sein, dass derPutz abplatzt.“ Auch er empfiehlt einen Rundgang ums Haus, beimehrstöckigen Gebäuden könne man ein Fernglas zu Hilfe nehmen.Außerdem sei ein prüfender Blick aus den Fenstern zu empfehlen. DieUmgebung der Fenster sollte man sowieso genauestens in Augenscheinnehmen: „Das dauerelastische Kittmaterial, das für die Abrissezwischen Mauerwerk und Anschlüssen wie Fensterbänken undRollladenkästen verwendet wird, ist leider nicht so dauerelastisch,wie man sich das wünschen würde. Diese Fugen tragen nicht umsonstden Namen Wartungsfugen“, sagt der Fachmann. Besonders problematischsei es, wenn Metall auf Stein stoße: „Unterschiedliche Materialiendehnen sich bei Temperaturveränderungen unterschiedlich aus, unddabei kann es zu Rissen kommen. Besonders im Winter, wo dieTemperaturen zwischen Frost und Sonneneinstrahlung stark schwankenkönnen.“ Er empfiehlt, mit entsprechenden Dichtbändern undDehnfugenprofilen zu arbeiten.
Ein reines Schönheitsproblem dagegen sei der grüne Algenbefall,der sich oft an Fassaden zeigt: „Die Algen greifen den Putz nichtan.“ Man könne sie einfach wegputzen, entweder mit einem Schrubberoder mit einem Hochdruckreiniger. Hier sei allerdings darauf zuachten, dass man nicht mit zu viel Druck arbeite und die Fassadedadurch beschädige.
Die Frühjahrssonne hilft
Feucht gewordene Außenmauern seien allerdings kein Grund zurSorge, sagt Roland Falk. „Die Fassaden trocknen meist von selbstwieder aus.“ Wichtig sei allerdings, die Risse schnellstmöglich zuverschließen, um das Eindringen weiterer Feuchtigkeit zu verhindern.
dapd/mka/kat