Köln/Cottbus (ddp). Betagte Schränke, Kommoden und Vitrinen, die oftmals noch im Keller oder auf dem Dachboden einen eher bescheidenen Dienst versehen, müssen beim großen Aufräumen zum Frühjahr nicht zwangsläufig auf dem Sperrmüll landen. «Wer ein bisschen Zeit, Geduld, Phantasie und Geschick mitbringt, kann aus Omas Wandschrank einen echten Hingucker fürs Wohnzimmer zaubern», sagt Mareike Hermann aus Köln, Schreinerin, Designerin und Trainerin bei der Do-it-yourself-Academy. Mit einer frischen, frechen Farbe oder gar einer modernen Tapezierung wird aus dem über Jahrzehnte geschundenen Stück am Ende ein Design-Unikat.
Vor dem Lackieren: Möbelstück prüfen
Zunächst aber muss das alte Möbel auf seine Funktionen geprüft werden. Sitzen alle Beine fest oder wackeln sie? Sind alle Schubladen leichtgängig, oder müssen sie geschliffen oder geleimt werden? Sind alle Griffe vollzählig vorhanden? «Wenn Griffe nachgekauft werden müssen, empfiehlt es sich schon, das gesamte neue Erscheinungsbild des Möbelstücks vor Augen zu haben», sagt Mareike Hermann: «Denn ein kompletter Satz moderner, neuer Chromgriffe, die gut dazu passen, macht schon sehr viel aus.»
Kleine Risse und Löcher im Holz können mit farblich passendem Holzkitt gefüllt werden, für größere Löcher auch an Beinen und Muffen rät die Schreinerin zu Reparatur-Klebespachtel auf Zwei-Komponenten-Basis: «Diese Masse verhält sich im getrockneten Zustand wie Holz, kann also problemlos geschliffen werden.« Nachteil: Das Material ist weiß, muss an sichtbaren Stellen also in jedem Fall lackiert werden.
Möbel mit altem Lack anschleifen oder abbeizen
Trägt das Werkstück alten Lack, so muss dieser mit Sandpapier angeschliffen oder abgebeizt werden, bevor die neue Farbe aufgetragen wird.
Bei der Wahl der Oberflächengestaltung ist nach Hermanns Worten dann Mut gefragt: »Ein knalliges Rot gibt so einem alten Schrank einen völlig neuen Charakter.
Aber auch einige Tapetenmuster können pfiffig sein: Tiger- oder Zebrafell, Gräser, Eiswürfel oder auch Totenköpfe – das ist dann natürlich Geschmackssache.« Tapeten werden nach dem groben Zuschnitt mit einfachem Tapetenkleister oder Sprühkleber auf die Holzflächen geklebt und dann an den Kanten mit einem Teppichmesser oder einer Rasierklinge exakt beschnitten.
Welcher Lack oder welche Lasur?
Wer lieber Farbe aufträgt, steht vor der Wahl, Lack oder Lasur zu verwenden. »Im Unterschied zu Lacken decken Lasuren den Untergrund nicht ab«, erklärt Hans-Jochen Bretschneider aus Cottbus, Experte für Anstriche und Trainer bei der Do-it-yourself-Academy: »Lasuren sind daher beim Streichen von Holz beliebt, weil die Maserung sichtbar bleibt.«
Fällt die Entscheidung für Lack, dann besteht die Wahl zwischen Acryllack, Kunstharzlack oder Ölfarbe. »Acryllack ist wasserverdünnbar, lösemittelfrei und daher umweltfreundlich«, erklärt Fachmann Bretschneider.
Zudem können alle Arbeitswerkzeuge mit Wasser und möglichst mit einem Schuss Spülmittel gereinigt werden. Kunstharzlack indessen erfordert Pinselreiniger oder Terpentin, ist aber strapazierfähiger als Acryllack und daher für mechanisch stark beanspruchte Türen empfehlenswert.
Ein weiterer Vorteil ist sein sehr guter Verlauf beim Streichen. Andererseits enthält Kunstharzlack Lösemittel und ist daher gesundheitlich nicht ganz unbedenklich.
Ölfarben – Wirklich aus der Mode?
Als weitere Alternative empfiehlt Bretschneider die gute, alte Ölfarbe: »Sie ist aus der Mode gekommen, weil sie mehr als eine Woche zum Trocknen braucht, aber sie ist völlig unschädlich.« Bei den Trocknungszeiten ist Acrylfarbe mit weniger als einem Tag ungeschlagen. Kunstharzfarbe braucht mehrere Tage, bis sie wirklich trocken ist. Wichtig ist nach Bretschneiders Worten, für den ersten und alle weiteren Anstriche denselben Lacktyp zu verwenden. Auf keinen Fall sollten lösemittelfreie Lacke mit lösemittelhaltigen gemischt werden. Das gilt auch für den alten und neuen Anstrich.
Als Lackierwerkzeug haben sich für Möbel die Schaumrolle oder handliche Sprühpistolen bewährt, so Mareike Hermann. Sie gibt als letzte Empfehlung: »Wer es mit einem echten Möbel-Schätzchen von der Urgroßmutter zu tun hat, sollte lieber einen Fachmann beauftragen. Antike Möbel sind oft mit Schellack beschichtet und haben auch nur damit ihre Wirkung. Diese Oberflächenbehandlung mit einem getränkten Ballen ist eine alte Handwerkstechnik und daher nur etwas für geübte Handwerker.»
(ddp/Foto ganz oben: DIY Academy – Paint Quality Institute)