Start Aktuelles Alleinerziehende Mütter und Väter am Häufigsten von privater Überschuldung gefährdet

Alleinerziehende Mütter und Väter am Häufigsten von privater Überschuldung gefährdet

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— von Claus-Peter Tiemann —  Alleinerziehende Mütter und Väter sind mit Abstand am meisten von privater Überschuldung gefährdet. Sie stecken mehr als doppelt so oft in Privatinsolvenzen wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Auch alleinlebende Männer sind stärker gefährdet, während Single-Frauen ihre Finanzen besser im Griff haben. Am niedrigsten ist das Überschuldungsrisiko für Paare ohne Kinder, die nur halb so oft wie der Durchschnitt in die Privatpleite geht. Das ergab eine Umfrage unter mehr als 12.000 überschuldeten Haushalten in Deutschland, die am Donnerstag in Hamburg vom Institut fürFinanzdienstleistungen (iff) vorgelegt wurde.

Die Auslöser der Überschuldung sind selten persönlich verursacht: Demnach sagten fast 30 Prozent der befragten Haushalte, Jobverlust oder Kurzarbeit hätten sie in die Pleite getrieben. Fast 13 Prozent nannten Scheidung und Trennung als Grund, erst 11,7 Prozent gaben ein überzogenes Konsumverhalten an. An vierter Stelle folgt mit 11 Prozent eine gescheiterte Existenzgründung.

Nach einer vom iff vorgelegten Schätzung gibt es in Deutschland 3 Millionen überschuldete Haushalte mit insgesamt 110 Milliarden EuroSchulden, die durchschnittlichen Verbindlichkeiten betragen rund33.000 Euro. Ein im Vergleich zur Gesamtbevölkerung übergroßer Teil der Überschuldeten ist mit einem Pro-Kopf-Einkommen von durchschnittlich 836 Euro als arm zu bezeichnen und hat damit keinen Puffer, um kurzfristige Geldnöte abzufedern.

Nach iff-Untersuchungen vergehen durchschnittlich 14 Jahre vom ersten Überschuldungsauslöser bis zur vollständigen wirtschaftlichen Wiederherstellung der Betroffenen. Davon entfallen nur sechs Jahreauf das gesetzliche Insolvenzverfahren, in dieser Zeit müssen die Schuldner den Gläubigern Wohlverhalten zeigen, ehe die Schulden gestrichen werden. Viele Betroffene warten viel zu lange, ehe sie zur Schuldnerberatung gehen. iff-Gründer Udo Reifner rät, sofort nach Jobverlust oder Trennung Hilfe zu suchen, wenn die eigenen Finanzen wackelig aussehen. In der Realität aber warten 18  Prozentder Überschuldeten bis zur Kündigung des Girokontos, ehe sie die Schuldnerberatungsstelle besuchen. Demgegenüber sparen sich diejenigen, die frühzeitig Rat suchen, durchschnittlich drei unproduktive und belastende Jahre in der Insolvenz, wie Reifner sagte.

dapd/ti/mwo

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