Er ist ein Raum voller Kontraste zwischen der strengen rechteckigen Form und einer bunten Pflanzenvielfalt: der abgesenkte Garten. In England waren Senkgärten vor gut 100 Jahren en vogue und setzten Duftpflanzen und Raritäten wirkungsvoll in Szene. Danach verschwanden sie lange Zeit aus der Gartengestaltung. Aber gerade dort wo man nur kleine Gartenflächen zur Verfügung hat sind Senkgärten eine gute Wahl bei der Gartengestaltung.
Der klassische Senkgarten umfasst einen meist rechteckigen Ausschnitt der Gesamtfläche und ist deutlich tiefergelegt als die Umgebung. Die so entstehenden Böschungen und Terrassen bieten zusätzliche Flächen für eine üppige Bepflanzung. Den wohl berühmtesten Garten dieser Art in Deutschland kreierte der Staudenzüchter und Gartenphilosoph Karl Foerster (1874 bis 1970) in Potsdam-Bornim. Auf 6200 Quadratmetern widmete er sich vor allem der Präsentation winterharter Blütenstauden und züchtete hier etwa 270 Sorten der Pflanzen, vor allem Rittersporn und Phlox. «Wohl kein Gartenbesitzer wird sich einen Senkgarten in den Dimensionen wie Karl Foerster errichten können. Trotzdem kann dieser klassische Senkgarten mit seiner überquellenden Pflanzenfülle ein Vorbild für einen modernen Privatgarten sein», sagt Sonja Pelz-Lindner, Landschaftsarchitektin aus Bamberg. Denn die verschiedenen Ebenen verhelfen selbst den heute oft kleinen Gärten zu optischer Größe und zu mehr Platz für die Pflanzen.
Steingarten & Senkgarten – Bunte Pflanzenvielfalt
In seinem Buch «Der Steingarten der sieben Jahreszeiten» beschreibt Karl Foerster die Anlage so: «Teils aus Windschutzgründen, teils aus Beschaulichkeit versenkt man in der Nähe des Hauses einen kleineren Platz, der ringsherum in flachen Steingartenterrassen wieder zu normaler Gartenhöhe aufsteigt und manchmal auch – noch tiefer in das Bodenniveau eingelassen – ein Ufer- und Wassergärtchen enthält.» Da sich am Grund einer Geländemulde Wasser sammelt, bietet sich die Anlage eines Teiches auf der unteren Ebene des Senkgartens an. «Statt eines Teiches können alternativ auch eine gefasste Rasenfläche oder ein geschützter Sitzplatz inmitten von Blüten entstehen», erklärt Sonja Pelz-Lindner.
Der Bau muss allerdings sorgfältig geplant und ausgeführt werden, vor allem damit das Erdreich rundum nicht abrutscht. Die Experten des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau empfehlen, zuerst eine Senke auszuheben. Wer nicht wochenlang buddeln und Schubkarre fahren will, sollte einen Landschaftsgärtner mit Bagger engagieren. Im Idealfall sind es Trockenmauern, die das Karree des Senkgartens einfassen. In ihren Fugen haben Pflanzen Platz, die es steinig lieben. Sie quellen schon nach kurzer Zeit des Einwachsens aus Fugen und Ritzen, fallen in Schleppen über die Steine herab und setzen lebendige Farbigkeit gegen die Strenge der Steine. Ob Kalksandstein, Schiefer, Klinker oder schlichte Betonsteine zu Trockenmauern aufgeschichtet werden, ist eine Frage von Geldbeutel und Geschmack.
Senkgarten – Blumen, Stauden und Gehölze auf mehreren Ebenen
Ein Senkgarten hat viele Vorteile: «Auf wenig Platz lassen sich Blumen und Gehölze auf mehreren Ebenen anpflanzen. Durch das Tieferlegen ist der Senkgarten geschützt und bietet Wind- und Frostschutz für empfindliche Pflanzen», sagt Landschaftsarchitektin Pelz-Lindner. Gärtner wissen eine solche Anlage außerdem zu schätzen, weil sie eine angenehme Arbeitshöhe auf den Beeten zum pflanzen bietet. Die einfassenden Mauern und – wenn vorhanden – Terrassenplatten erwärmen sich und geben die gespeicherte Wärme zurück. Das wirkt auch auf die Menschen, die einen Senkgarten betreten: «Wenn Sie einmal die Möglichkeit haben, sich in einem Senkgarten aufzuhalten, werden Sie spüren, dass Sie durch die leichte Absenkung des Gartens Raum und Zeit vergessen. Der Ruhe und Geborgenheit, die ein Senkgarten verbreitet, kann man sich nicht entziehen», sagt Sonja Pelz-Lindner.
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Foto ganz oben: Garten Impressionen von Maja Dumat / Flickr / (CC BY 2.0)