Start Ratgeber für Bauherren Deutsche leichtfertig bei Immobilienbau und Immobilienkauf

Deutsche leichtfertig bei Immobilienbau und Immobilienkauf

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Wo Bauboom sowie niedrige Zinsen deutschlandweit für immer mehr neue Eigenheime sorgen, ist auch der Pfusch am Bau nicht weit. Schimmel, feuchte Kellerwände, undichte Rohre, – die Liste der möglichen Mängel bei Neubauten oder Bestandsimmobilien ist lang. Dabei ließen sich so einige Stolpersteine bei Hausbau und -kauf im Vorfeld ausräumen, so manche Schlamperei während der Bauzeit aufdecken, bevor sie Ärger machen.

Bauboom in Deutschland
Bauboom in Deutschland. (Bild: Budimir Jevtic, 286337258 / Shutterstock.com)

Bauherren und Hauskäufer wollen sparen, das neue Zuhause reizt den persönlichen finanziellen Spielraum ohnehin aus. Verständlich, denn jedes Schnäppchen wird durch günstigere Raten oder eine kürzere Laufzeit beim Kredit belohnt. Nachfinanzierungen sollen möglichst nicht nötig werden. Doch wer an der falschen Stelle spart, zahlt am Ende drauf. Dabei lassen sich während der Bauphase viele Defizite entlarven. Für alle, die den risikoreichen Neubau scheuen, finden sich zudem andere, sichere Wege zum Eigenheim.

Warum Häuslebauer auf Expertenberatung verzichten

Die Wünsche der Bauherren sind klar: Preiswert soll es sein und individuell angepasst. Dazu muss der Bau schnell über die Bühne gehen, bei der größten Investition des Lebens ist der Geduldsfaden kurz. Die Menschen wenden zwar einiges an Zeit auf, um über die Qualität der Arbeit des Bauunternehmens, der Planungsleistung sowie die eingesetzten Materialien zu recherchieren, doch das gibt keine Garantie dafür, dass später auch der Hausbau reibungslos klappt. Viele Auftraggeber unterschreiben Bauleistungsbeschreibungen, Verträge und Angeboten der Firmen, ohne, dass eine dritte Partei vorher mal ein Auge darauf wirft.

Wer Immobilien kaufen und mieten will, handelt oft emotional. Es geht um den Wohnsitz der Familie, um die Altersvorsorge, um die Art, wie die Kinder aufwachsen sollen. Es ist menschlich, das Bauchgefühl miteinzubeziehen, dieses sollte aber nicht Grundlage der weitreichenden und teuren Entscheidung für einen Bauunternehmer oder ein Haus sein.

Warum Fachleute wichtig sind

Finanzielle Einschränkungen sind für zukünftige Hausbesitzer an der Tagesordnung. Erst muss das Eigenkapital angespart, dann die Raten abgestottert werden. Sparen ist wichtig und richtig, aber nicht, wenn es zulasten der Qualität geht. Hausbauer scheuen die Beratung durch externe Experten, sie brauchen das Geld während der Bauphase an anderer Stelle. Doch diese Rechnung geht in vielen Fällen nicht auf. Baumängel können einen Rattenschwanz an Kosten nach sich ziehen, die die verschmähten Beraterhonorare weitgehend überschreiten. Die Beanspruchung der eigenen Nerven ist da noch nicht einberechnet.

Die Bilanz ist erschreckend. 99 Prozent aller Neubauten weisen Mängel auf, sagen Vertreter des Eigentümerverbandes Haus & Grund. Das Problem: Von der guten handwerklichen Praxis wie dem Stand der Technik hat der durchschnittliche Häuslebauer keine Ahnung. Fehler in der Bauweise oder mangelhafte Baustoffe erkennt der Laie nicht auf Anhieb. Hier sind Experten gefragt, die mit geschultem Blick die Baustelle und das fertige Haus immer wieder genaustens inspizieren.

Für diese Bauphasen stehen Berater zur Verfügung:

  • Vertragsentwürfe von Bauunternehmern und Architekten; hier hilft ein Anwalt für Baurecht oder ein Baubegleiter.
  • Angebote und Bauleistungsbeschreibungen prüfen im Vorfeld unabhängige Bausachverständige, in der Regel sind das Bauingenieure.
  • Überprüfung der einzelnen Bauabschnitte sowie Unterstützung bei der Endabnahme bieten ebenfalls Gutachter und Baubegleiter.

Was den guten Ratgeber ausmacht

Vom Hausvertrag bis zur Bauabnahme stehen für jeden Schritt zum Eigenheim Experten zur Verfügung. Das ganze Paket bieten oft sogenannte Baubegleiter, meistens Bauingenieure und Gutachter, den Vertrag prüfen, die Baustelle inspizieren und die Abnahme begleiten. Für einen sicheren und unabhängigen Beratungsdienst ist es essenziell wichtig, dass der Anbieter in keiner Verbindung mit dem ausführenden Bauunternehmen steht. Bauherrenverbände, Interessenvertretungen und Vereine geben Adresslisten mit vertrauenswürdigen Baubegleitern, Anwälten sowie Sachverständigen heraus.

Statt Neubau: die Bestandsimmobilie

Bestandsimmobilie
Bild: Beispiel für eine Bestandsimmobilie. (Bild: EPSTOCK – 269469479 / Shutterstock.com)

Bei dem, was Interessenten von allen Seiten über den Hausbau hören, können Zweifel aufkommen. Ein Eigenheim zu bauen, bedeutet langwierige Grundstückssuche, Vergleiche der einzelnen Hausanbieter, eine aufreibende Planungsphase und letztendlich eine nicht enden wollende Bauzeit mit Doppelbelastung durch Raten und Miete. Wer das alles auf sich nimmt, muss manchmal feststellen, dass neue Zuhause teurer war als eine bestehende Immobilie. Die Alternative? Ein fertiges Haus kaufen.

Vor- und Nachteile beim Kauf von fertigen Objekten

Vorteile bei Kauf einer Bestandsimmobilie

  • Käufer können das fertige Haus besichtigen. Entscheidung nicht nur aufgrund von Bildern und Vorstellungen.
  • Kaufen und direkt einziehen. Erhebliche Zeitersparnis gegenüber Neubau.
  • Kaufobjekte sind in der Regel günstiger als ein neu gebautes Haus.
  • Gewachsene Nachbarschaft, kein Neubaugebiet, fertige Außenanlagen.

Nachteile bei Kauf einer Bestandsimmobilie

  • Käufer hat keinen Einfluss auf Architektur, Ausstattung und Ausführung.
  • Haustechnik, Isolierung und Energiesparoptionen können veraltet sein.
  • Teilweise erhebliche Renovierungs- oder Sanierungskosten.
  • Mögliche Baumängel nicht wie bei einer Baustelle offen sichtbar.

Traumhaus finden – privat oder per Makler

Da bestehende Wohnimmobilien nach den Vorstellungen der ursprünglichen Bauherren gebaut wurden, ist es schwer, ein Objekt zu finden, das den eigenen Ansprüchen gerecht wird. Kaufinteressenten müssen daher meist viele Häuser besichtigen, bevor etwas Passendes dabei ist. Empfehlenswert ist es, sich über mehrere Kanäle umzusehen, um kein Angebot zu verpassen.

  • Immobilienmakler suchen nach adäquater Kaufimmobilie nach Wunsch. Das kostet zwar Provision, bietet aber die größte Zeitersparnis.
  • Immobilien zum Kaufen und Mieten lassen sich mittels Kleinanzeigen online oder in Tages- und Wochenzeitungen finden.
  • Immobilienportale im Internet mit privaten oder gewerblichen Anzeigen oder städtisches Immobilienangebot.
Der Weg zur eigenen Immobilie
Bild: Der Weg zur eigenen Immobilie. Bildquelle: Eigene Darstellung

Defizite bei Bestandsimmobilien aufdecken

Jahrzehntealte Gebäude können unentdeckte bauliche oder über die Zeit entwickelte Mängel aufweisen. Dass ein Haus bei der Besichtigung intakt und solide scheint, heißt nicht, dass es das auch auf den zweiten Blick ist. Vor dem Vertragsabschluss gelten die gleichen Maßnahmen wie bei Neubauten, um Folgekosten auszuschließen. Nur Fachleute erkennen, ob die Bausubstanz in Ordnung ist, sich beispielsweise ein Holzschwamm im Dachstuhl ausgebreitet hat oder Feuchtigkeitsschäden notdürftig kaschiert wurden. Hinzu kommen mögliche notwendige Sanierungskosten. Ist die Isolierung ausreichend, wird ein neues Dach benötigt oder ist die Heizung veraltet? Hauskäufer sollten sich niemals auf die Aussagen von Verkäufern verlassen, sondern unabhängige Gutachter engagieren. Wenn es ernst wird mit dem Kauf und vor dem Einzug größere Arbeiten anstehen, schadet es nicht, bereits Kostenvoranschläge von Handwerkern anzufordern.

Expertenberatung vor dem Hauskauf:

  • Immobilienbegehung mit einem eigenverantwortlichen Sachverständigen.
  • Den Wert der Immobilie schätzen lassen.
  • Unterlagen, Pläne und technischen Nachweise vom Verkäufer einfordern und mit dem Experten durchgehen.
  • Zur Einschätzung von Renovierungs- oder Sanierungskosten Fachkräfte hinzuziehen.

Niedrige Zinsen und Schnäppchenangebote während des Baubooms laden dazu ein, an einen Hausbau- oder kauf zu denken. Interessierte sollten dabei einen kühlen Kopf bewahren, die verschiedenen Optionen prüfen und vor Vertragsabschluss die Dienste eines unabhängigen Beraters in Anspruch nehmen. So wird der Traum von den eigenen vier Wänden nicht zum Albtraum.

Bildquellen:  Budimir Jevtic – 286337258 / Shutterstock.com und EPSTOCK – 269469479 / Shutterstock.com