Über viele Jahre hinweg befand sich Dubai im Aufwind. Nachdem das Land sich im letzten Jahrzehnt zu einer florierenden Wirtschaftsmetropole gemausert hatte, kommt es in den letzten Monaten vermehrt zu Meldungen, die von einer Krise sprechen. Der Boom in den letzten Jahren zog auch zahlreiche finanzkräftige Investoren an. Darunter auch Thomas Wos, der die Firma WOS Swiss Investments AG gründete. „Natürlich ist die Krise für uns als Investoren ein Problem“, sagt der in der Schweiz lebende Finanzexperte. Doch er mahnt auch andere Investoren dazu, nicht in Panik zu verfallen sondern die weitere Entwicklung abzuwarten.
Probleme mit dem Prestigeprojekt Flughafen
Eigentlich hätte er zum Flughafen mit der größten Personenkapazität der Welt werden sollen: Der Dubai Al Maktoum International Airport im Stadtteil Jebel Ali Village sollte bis zum Jahr 2025 weiter ausgebaut werden. „Bis dahin sollten in der Region auch Wohnhäuser entstehen, die Platz für die 800.000 Menschen bieten sollten, die am Flughafen arbeiten werden“, sagt Thomas Wos. Da er ein Investment in die Firma All-Realestates.com gesteckt hat, die Immobilien in den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt und auch selbst in der Baubranche tätig ist, wäre der Flughafen für auch für ihn als Immobilienexperte ein wichtiges Thema.
Nun berichten die Nachrichtenagentur Bloomberg sowie der Gulf Times jedoch, dass die Regierung in Dubai momentan die Finanzmittel für dieses Projekt eingefroren hat. Rund 32 Millionen Dollar hätte der Ausbau gekostet. Begründet wird der Rückzug damit, dass man den Masterplan neu evaluieren müsste. Der momentane Baustopp hat massive Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr. Immerhin hätte der Airport zum Drehkreuz zwischen Ost und West werden sollen. Sechs Pisten und eine Kapazität von 250 Millionen Passagieren waren geplant. Thomas Wos sagt dazu: „Natürlich ist auch die Tourismusbranche nun verunsichert, was auch Auswirkungen auf unsere Projekte hat“. Immerhin ist seine Aktiengesellschaft auch in der Hotellerie involviert.
Auch die heimische Fluglinie Emirates betroffen
Der weltweit größte Flughafen hätte zur Heimstätte der renommierten Fluglinie Emirates werden sollen. Vor allem wollte die Airline ihre Flotte von rund 100 Modellen des Airbus A380 in Dubai stationieren. Doch auch bei der Airline macht sich die drohende Finanzkrise bemerkbar. Die Gewinne haben sich abgeflaut und die Airline kann kaum mit neuen Verbindungen aufwarten. Vor allem in den USA kommt der Ausbau der arabischen Fluglinien nicht gut an. Heimische Airlines fürchten die immer größer werdende Konkurrenz, die neben Emirates auch von Qatar und Etihad ausgeht und setzt sich zur Wehr. Dabei bekommen sie Unterstützung von der amerikanischen Regierung.
Hier einige Fakten und Zahlen zur Entwicklung von Emirates:
- Da es sich um ein kleines Land handelt, ist Emirates von ausländischen Märkten abhängig. Im Heimatland der Fluglinie lebt nicht genug potentielles Personal, um die riesige Flotte mit kompetenten Mitarbeitern zu füllen. Bei Emirates arbeiten immerhin aktuell mehr als 60.200 Personen
- Zwar konnte Emirates seinen Umsatz um sechs Prozent steigern, das operative Ergebnis war jedoch um 35 Prozent schlechter als im Vorjahr
- 58,6 Millionen Passagiere reisten im vergangenen Jahr mit Emirates, was ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr bedeutet
„Wenn die Fluglinie Emirates schwächelt, hat das einen massiven Einfluss auf den neu geplanten Flughafen Dubai World Central“, weiß Thomas Wos, der selbst häufig nach Dubai reist. Damit zählt er zu einem der rund 900.000 Passagiere, die den Flughafen im vergangenen Jahr nutzten – es sind derzeit also weit weniger als von den Planern angenommen.
Was die Krise verursacht
Einer der Gründe, warum die gesamte Wirtschaft in Dubai schwächelt ist, dass die Einnahmen aus dem Tourismus drastisch zurückgehen. Im zweiten Quartal des Jahres 2019 waren die Hotels nur zu knapp mehr als einem Drittel belegt. So niedrig waren die Nächtigungszahlen seit der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2009 nicht mehr. Außerdem können Hoteliers für ihre Zimmer nicht mehr so viel verlangen wie früher. Thomas Wos als gelernter Volkswirt sagt dazu: „Das ist ein ganz natürliches Prinzip der Wirtschaft: Sinkt die Nachfrage, müssen Unternehmen mit dem Preis spielen, um wieder mehr Kunden anzulocken“. Der derzeitige Trend betrifft ihn als Immobilienexperten enorm. Immerhin wehren sich in Dubai bereits ansässige Hotelketten wie Ritz-Carlton, Hilton oder Waldorf Astoria dagegen, neue Hotels zu bauen.
Dennoch herrscht in Dubai aktuell rege Bautätigkeit. Viele Prestigeprojekte sollen noch rechtzeitig vor der EXPO im Jahr 2020 fertig werden. Rund 25 Millionen Besucher werden erwartet, das ganze Land hofft im Rahmen der Veranstaltung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Allerdings sind die Preise für Immobilien in den letzten fünf Jahren um fast ein Drittel gesunken. Die Regierung versucht mit einigen Maßnahmen gegenzusteuern. Dazu zählt ein von Scheich Maktoum bin Mohammed ins Leben gerufenes Komitee. Es soll Angebot und Nachfrage harmonisieren und dabei die Interessen privater und staatlicher Immobilienentwickler mit einbeziehen. Ob das gelingt, werden viele ausländische Investoren ganz sicher intensiv beobachten.