— von Michaela Kaebe — Im Winter bleiben manche Häuser ungemütlich kalt – trotz voll aufgedrehter Heizkörper. Eine energetische Sanierung kann dazu beitragen, dass die Bewohner endlich wieder warme Füße haben und die Heizkosten gesenkt werden. „Der erste Schritt sollte auf jeden Fall der Gang zu einem unabhängigen Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz sein“, rät der Dortmunder Bauingenieur Uwe Gilles.
Da der Begriff Energieberater keine geschützte Berufsbezeichnung sei, sage er allein über das Können des Beraters nichts aus. „Auch Handwerker können Energieberater sein, neigen aber teilweise dazu, ihr eigenes Gewerk sehr in den Vordergrund zu schieben“, warnt der staatlich anerkannte Sachverständige für Schall- und Wärmeschutz. Über die Ingenieurs-, Bau- und Architektenkammern könne man sich unabhängige Berater empfehlen lassen.
Billig sei so eine Beratung nicht: „Mit 300 bis 500 Euro muss man, je nach Gebäude, schon rechnen“, sagt Gilles. Hierfür gibt es aber finanzielle Unterstützung, etwa vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder auch auf Länderebene, beispielsweise durch die Energie-Agentur NRW. Für die fachliche Begleitung der Sanierungsmaßnahmen selbst kann man außerdem Fördergelder bei der KfW Bankengruppe beantragen.
Sanierungsmaßnahmen individuell abwägen
Mit welcher Maßnahme man beginnen sollte, ist so individuell wie die Häuser. „Entscheidend ist, die größte Schwachstelle des Hauses zu finden – und natürlich zählt auch der eigene Geldbeutel“, sagt Joachim Frielingsdorf, Pressesprecher der Energie-Agentur NRW in Wuppertal. Wer zuerst die Dämmung in Angriff nehme, könne die Heizung anschließend oft deutlich kleiner und damit günstiger planen. Die Dämmung sei allerdings die kostspieligste Maßnahme, sagt Gilles: „Das kann so teuer werden, dass es sich über die Restlebensdauer des Hauses gar nicht mehr amortisiert.“ Eine neue Heizung sei günstiger und könne auch als erster oder sogar einziger Schritt sinnvoll sein – „Auch mit einer relativ schlecht gedämmten Fassade kann man mit neuer Heizungstechnik 25 bis 30 Prozent Heizkosten sparen“, betont der Experte. Am besten sei jedoch für die meisten Bauherren eine ganzheitliche Lösung, ergänzt Frielingsdorf.
Mancher Hausbesitzer würde gerne Kosten sparen, indem er bei der Sanierung selbst Hand anlegt. „Eine energetische Sanierung ist kein Heimwerkerjob – man sollte auf jeden Fall vorher einen Experten hinzuziehen“, mahnt allerdings Joachim Frielingsdorf. Uwe Gilles ergänzt: „Das Dach dämmen und eine winddichte Folie anbringen – das kann man als geschickter Heimwerker schon selbst. Von Außenfassaden, Heizungen oder Fenstern sollte man aber die Finger lassen.“
Schimmelgefahr durch Sanierungsfehler
Durch unsachgemäße Sanierung droht dem Gebäude nämlich Schimmelgefahr. „Ändert sich ein Bauteil, ändert sich das Zusammenspiel aller Elemente“, erklärt Sandra Limke vom Deutschen Energieberater-Netzwerk. So sollte das Fenster beispielsweise in puncto Wärmedämmung her das schwächste Bauteil im Gebäude sein, damit Feuchtigkeit an der Scheibe kondensiere und nicht an der Wand. Werde nun das Fenster erneuert und sei damit besser isoliert, ziehe die Feuchtigkeit ins Gemäuer und führe zu Schimmelbildung, erklärt die Expertin aus Quern bei Flensburg. Auch bei der Wanddämmung müsse man diesbezüglich aufpassen: „Eine Außendämmung muss zum Beispiel bis unter die Kellerdecke gehen, das heißt in der Regel bis ins Erdreich, was natürlich Arbeit und Kosten verursacht.“ Wer nur soweit dämme, wie die Wand bequem erreichbar sei, riskiere Schimmel im Bereich der Fußleisten.
Zudem müsse man nach einer Komplettsanierung für Lüftung sorgen, genauso wie bei Neubauten: „Das Gebäude lüftet ja nicht mehr automatisch durch undichte Fenster“, gibt Limke zu bedenken. Die Variante mit den geringsten Anschaffungskosten sei eine Abluftanlage für die Räume, in denen viel Feuchtigkeit auftrete – also Bad, Küche und Schlafräume. Die effizienteste, allerdings auch teuerste Lösung sei eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
dapd/mka/K2200/mhi