Berlin/Tabarz (ddp.djn). Billige Thermoaufnahmen von der Außenfassade eines Hauses sind wenig aussagekräftig. Der Bauherren-Schutzbund (BSB) und der Bundesverband für Angewandte Thermografie warnen energiebewusste Eigenheimbesitzer davor, sich allein darauf zu verlassen. Solche schnell erstellten Außenaufnahmen könnten zwar erste Informationen über den energetischen Zustand eines Gebäudes bieten. Jedoch sei das gesamte Haus damit weder auf Wärmebrücken untersucht noch seien seine thermischen Schwachstellen aufgedeckt.
«Die meisten Dachflächen, vorgehängte hinterlüftete Fassaden, Schimmelschäden in Außenecken können so nicht untersucht werden», erklärt Sönke Krüll vom Bundesverband für Angewandte Thermografie. Nur durch Kombination von Innen- und Außenthermografie, verbunden mit der Kontrolle messtechnisch relevanter Rahmenbedingungen, seien nahezu alle Baumängel quantitativ zu erfassen. Seriöse Anbieter würden in Beratungen darauf aufmerksam machen. Die meisten Thermografieaktionen müssten jedoch als bedenklich eingestuft werden, so Sönke Krüll. Sie geschähen schnell und oft, ohne auf die Witterung Rücksicht zu nehmen. Nur so sei ein Preis von unter 100 Euro für ein Einfamilienhaus zu realisieren. «Eine gründliche thermografische Untersuchung kann nur bei Temperaturunterschieden von 15 Grad zwischen Außen- und Innentemperatur, erst 12 Stunden nach Sonneneinstrahlung und ohne Windeinfluss erfolgen», erläutert der Experte. Die Auswertung umfasst dann mehrere Stunden.
«Der Aufwand für aussagefähige Thermografiebilder zur Vorbereitung von Sanierungsentscheidungen ist weitaus höher, als nur für jede Hausseite einmal auf den Auslöser zu drücken», bestätigt BSB-Energiespezialist Jürgen Friedrichs. Ohne fundiertes Fachwissen seien Fehlinterpretationen möglich, die Bauherren zu falschen Entscheidungen führen. So kann unter dem Dachüberstand angesammelte aufsteigende Wärme fälschlicherweise als Wärmebrücke definiert werden. Andererseits können vorhandene technische Mängel weginterpretiert werden.
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