– von Philipp Heinz – Die Finanzkrise macht es Sparern nicht einfach. Die Aktienmärkte sind unbeständig wie selten zuvor. Die übermäßige Verschuldung weckt Zweifel an der Finanzkraft selbst großer Staaten wie Italien und Frankreich. Die Schuldenkrise bedroht das weltweite Wachstum, auch die USA stecken tief im Schlamassel. Alle Welt fragt sich, wo das hart erarbeitete Geld noch sicher ist. Zum diesjährigen Weltspartag am Freitag (28. Oktober) haben es Kleinanleger bei ihren Entscheidungen wahrlich nicht einfach.
„Die Leute haben Angst, was aus der Währung und aus den Staatsschulden wird“, sagt Dietmar Vogelsang, Sachverständiger für Kapitalanlagen. Viele Sparer setzten derzeit auf Termingeld, auch Gold und Immobilien stünden hoch im Kurs. Doch im Falle eines vollständigen Zusammenbruchs hätten die Anleger auch davon nicht viel, sagt der Experte. „Das ist eine Schein-Beruhigung.“ Falls im schlimmsten denkbaren Fall das Geld nichts mehr wert wäre, wäre es auch fraglich, ob Anleger mit ihren Goldbarren etwas kaufen könnten und wie sie die Miete für ihre Wohnung eintreiben wollten. Absolute Sicherheit, so viel scheint sicher, gibt es offenbar nirgends.
Gesamtvermögen beträgt fast zehn Billionen Euro
Das Thema Sparen treibt die Deutschen nicht ohne Grund um. Im vergangenen Jahr verfügten die Bundesbürger über ein kaum vorstellbares Geldvermögen von 4,6 Billionen Euro. Zählt man Häuser und andere Sachwerte dazu, beträgt das gesamte Vermögen, bereinigt um Schulden, sogar 9,9 Billionen Euro, wie der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken errechnet hat. Und das Geld wird immer mehr: Allein im vergangenen Jahr sparten die Deutschen rund 200 Milliarden Euro.
Die Sparquote, also der Anteil des zurückgelegten Geldes am Einkommen, betrug im vergangenen Jahr 11,3 Prozent. Das ist im internationalen Vergleich sehr viel. Für das erste Halbjahr weisen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes darauf hin, dass die Sparquote allenfalls geringfügig sinken könnte. Aller Krisenstimmung zum Trotz sind die Bundesbürger also weit davon entfernt, ihr Geld aus Angst vor dem großen Crash noch schnell zu verjubeln. Deutliche Verschiebungen gibt es aber bei der Art der Geldanlage.
Experten beobachten eine steigende Nachfrage nach Häusern und Wohnungen – zumindest in den Wachstumsregionen. Das Eigenheim steht laut einer aktuellen Studie des Sparkassenverbandes mit Abstand an der Spitze der beliebtesten Bausteine des Vermögens. Dagegen verloren Lebensversicherungen und private Rentenversicherungen drastisch an Vertrauen: Nannten im vergangenen Jahr noch 46 Prozent der Befragten die Lebensversicherung als eine der besten Anlagemöglichkeiten, so waren es dieses Jahr nur noch 28 Prozent.
Dass besonders die Kapitalversicherungen leiden, ist kein Zufall. Die Versicherungsgesellschaften haben große Teile des angelegten Vermögens in Anleihen investiert, vielfach in die von Staaten, die bis vor kurzem noch als sehr sicher galten – etwa Italien oder Spanien.
Die Privatrente in Staatsanleihen angelegt
Vielen Anlegern ist allerdings gar nicht bewusst, dass sich ihre private Rentenversicherung auf Staatsanleihen stützt und wähnen sich zumindest an diesem Punkt fälschlicherweise in Sicherheit. Das Bewusstsein für die eigene Verstrickung in die Schuldenkrise ist gering, „so wie Anleger auch über Investmentfonds an Waffengeschäften und Spekulation auf Nahrungsmittel beteiligt sind, ohne es zu wissen“, sagt Andreas Oehler, Professor für Finanzwirtschaft in Bamberg.
Der Finanzexperte hält angesichts der Schuldenkrise aber auch nichts von einer überstürzten Flucht in Immobilien. „Ich würde zu großer Vorsicht raten“, sagt er. Ohne genau zu wissen, ob sie die Immobilie selbst nutzen können und wollen, ohne die steuerlichen Aspekte zu kennen und ohne einen genauen Überblick über den Markt zu haben, sollten Anleger lieber davon Abstand nehmen. Gegen das Risiko, das Vermögen zu verlieren, helfe nur der alte Ratschlag, das Geld möglichst breit auf verschiedene Anlageklassen und Regionen zu streuen.
Die Experten sind sich einig: Keine Form der Geldanlage ist zu 100 Prozent sicher. Wer sein Geld auf verschiedene Töpfe verteilt, fährt noch am sichersten und ist am besten gewappnet für die Krise. Ein Ende der turbulenten Zeiten ist derweil nicht abzusehen. Der Finanz-Sachverständige Vogelsang rät den Sparern dazu, die Zähne zusammenzubeißen: „Man muss schon noch viel aushalten in nächster Zeit.“
dapd.djn/ph/pon