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Garten: Brennnesseln – ein wehrhaftes Kraut

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– von Dagmar Thiel – Neustadt/Stuttgart (dapd). Die Berührung bleibt nachhaltig in Erinnerung: Brennnesseln sehen viele Hobbygärtner deshalb ungern auf ihrem Grundstück. „Die Brennhaare enthalten das sogenannte Nesselgift, das auf der Haut schmerzt und gerötete Quaddeln verursacht“, erklärt Joachim Meyer, Autor des Kompendiums „Das große Ulmer Gartenlexikon“. Die Pflanze schützt sich dadurch vor Fressfeinden. Bei Berührung brechen die Brennhaare und sondern Methansäure ab, die auf der Haut Schmerz oder sogar Entzündungen verursacht.

Viele Hobbygärtner bekämpfen die Brennnessel auch als Unkraut, weil sie gerne wuchert. Dabei bringt die sogenannte Zeigerpflanze im Garten viel Nutzen. „Sie breitet sich besonders auf stickstoff- und humusreichen Böden aus und zeigt damit einen guten Nährstoffzustand des Bodens an“, sagt Joachim Meyer. Gleichzeitig besiedelt sie als typische Pionierpflanze besonders gern neu aufgebrachte oder umgebrochene Böden.

In Deutschland gibt es zwei Arten von Brennnesseln: Die Große Brennnessel (Urtica dioica) liebt Waldränder und Gebüsch, ist mehrjährig und wird bis zu einem Meter hoch. Die Kleine Brennnessel (Urtica urens) ist nur einjährig und wächst hauptsächlich auf Äckern. Der Name wird vom lateinischen Wort „urere“ für brennen abgeleitet.

Nahrung für Schmetterlinge

Wollen Gartenbesitzer etwas für den Schmetterlingsschutz tun, müssen sie die Pflanzen stehen lassen. Nach Auskunft des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn sind über 50 Schmetterlings- und Käferarten direkt auf die Nahrung und den natürlichen Schutz durch Brennnesseln angewiesen. Zahlreiche bekannte Tagfalterarten fressen beispielsweise ausschließlich an Brennnesseln, dazu gehören Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und das Landkärtchen.

Naturnahe Gärtner schwören außerdem auf Brennnesseln als Dünger in Pflanzenjauchen oder Kaltwasser-Auszügen. Sie enthalten einen hohen Anteil an Kieselsäure, der Blumen und Gemüse nutzt. „Warum nicht einmal Pflanzenextrakte selber herstellen? Wenn man Brennnesseln für die Herstellung benutzt, hat man einen doppelten Nutzen und kann neben der Pflanzenstärkung auch gleich die ungeliebten Brennnesseln sinnvoll bekämpfen und entsorgen“, sagt Werner Ollig, Leiter der Gartenakademie Rheinland-Pfalz. Als Grundrezept empfiehlt Ollig ein Kilogramm frische Pflanzenteile oder alternativ 150 Gramm getrocknete Kräuter auf zehn Liter Wasser. Für eine Pflanzenjauche werden die Brennnesseln mit Wasser bedeckt und möglichst täglich umgerührt. „Es findet eine Vergärung statt, was man am Geruch schnell merkt. Wenn es nach etwa zwei bis drei Wochen nicht mehr schäumt, ist die Pflanzenjauche fertig“, sagt der Gartenfachmann. Damit können dann alle Gartenpflanzen gegossen werden. Noch einfacher ist ein Kaltwasser-Auszug: Frische Pflanzen werden für nur einen Tag in kaltes Wasser gelegt, danach kann das Gebräu sofort und am besten unverdünnt gegen Läuse gespritzt werden.

Junge Triebe schmecken gut

Brennnesseln sind auch essbar. Verwendet werden nur die frischen Triebspitzen, weil sie nicht so bitter sind wie die älteren Teile. „Wird regelmäßig geschnitten, kommt ständig frisches Laub nach. Ernten kann man von April bis in den Herbst hinein“, erklärt Ollig. Am besten geeignet sind Pflanzen aus dem eigenen Garten oder aus unberührten Waldstücken. An Ackerrändern wird dagegen häufig gespritzt und gedüngt, so dass diese Pflanzen nicht gegessen werden sollten. Die jungen Sprosse und Blätter lassen sich für Salate, Suppen oder als Brennnesselspinat verwenden. Handschuhe sind allerdings sehr nützlich bei der Ernte, denn auch die jungen Blätter haben schon Brennhaare. Vor dem Verzehr als Salat werden die Pflanzenteile mit einer Teigrolle bearbeitet oder kurz mit kochendem Wasser überbrüht. Danach sind die Brennhaare abgeknickt und somit wirkungslos. Auch nach dem Dünsten ist die Pflanze als Gemüse ohne Brennen genießbar.

dapd/thi/esc