-von Sebastian Stoll- Bremervörde/Tübingen (dapd). Fledermäuse haben keinen besonders guten Ruf: Sie gelten als Überträger von Krankheiten, manchen Menschen fürchten sie als Blutsauger – in Europa zu Unrecht. Doch zugleich gewinnen die Tiere immer mehr Freunde, die ihren wahren Platz im Ökosystem erkennen und die auch ihren Garten so gestalten, dass sich Fledermäuse in ihm wohlfühlen. Das geht unter anderem durch sogenannte Fledermausbeete und Fledermaushäuser.
Bis zu 3.000 Insekten pro Nacht
„Fledermäuse sind den meisten Menschen weniger bekannt, weil sie nachts fliegen. Dadurch gibt es wenige Berührungspunkte. Tatsächlich übernehmen sie in der Nacht die Aufgabe der Vögel“, sagt Ingrid Kaipf von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg in Tübingen. Und dabei gehen sie ausgesprochen gründlich vor: „Die Arten, die in Deutschland vorkommen, fressen Insekten – und zwar jede Nacht eine Menge, die etwa einem Drittel ihres Körpergewichts entspricht.“ Pro Tier und Nacht ergebe das die unglaubliche Zahl von 1.000 bis 3.000 Insekten. Unsauber seien die Tiere nicht, im Gegenteil – ihr Kot sei sogar ein guter Dünger. Man erkenne ihn daran, dass er klein und kugelrund sei und oft auf einem kleinen Haufen liege. „Fledermäuse koten meistens beim Ein- oder Abflug.“
Will ein Hobbygärtner etwas für die Fledermäuse in seiner Umgebung unternehmen, muss er nicht viel Aufwand betreiben. „Die Brennnessel ist eine Schlüsselpflanze, die man ruhig einmal stehen lassen kann. Sie lockt besonders viele Insekten an und damit auch Fledermäuse“, sagt Kaipf. Ähnlich wirkten auch viele Blütenpflanzen, wie sie ohnehin in vielen Gärten stehen – wichtig sei nur, dass sie einheimisch seien, damit Insekten mit ihnen etwas anfangen könnten. „Das können etwa Haselnüsse sein, Himbeeren, Brombeeren, Weißdorn oder auch Schlehe. Ein Apfelbaum erfüllt diese Kriterien aber auch“, sagt die Fledermausschützerin. Eine Ausnahme sei der Schmetterlingsflieder, da er ursprünglich aus Asien komme. „Diese Pflanze bietet Schmetterlingen viel Nahrung. Das nutzen Fledermäuse natürlich aus.“ Auch ein Teich sei etwas für Fledermäuse, da er ihnen Wasser biete und zugleich Insekten anziehe. Gärtner müssten aber eine Art Einflugschneise anlegen. „Ist der Teichrand zugewachsen, landen die Fledermäuse erst gar nicht. Sie haben Angst, sich die Flügel zu verletzen“, sagt Ingrid Kaipf.
Fledermausbeet sorgt für Naturschauspiel
Wer etwas ambitionierter ist, kann auch ein sogenanntes Fledermausbeet anlegen. „Das ist ein Beet voller nachtblühender und nektarreicher Pflanzen, die einen starken Duft verströmen“, sagt Axel Roschen vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Bremervörde. „Insekten ist hier das Zauberwort. Diese werden in der Nacht durch die Pflanzen angelockt.“ Gut geeignet für ein Fledermausbeet seien zum Beispiel der Goldlack, das Abendduft-Leimkraut, die Rote Lichtnelke oder die Gemeine Nachtviole. „Man kann aber auch Wilden Majoran nehmen, Holunder, Salbei oder Minze“, sagt der Experte. Schaue man aufmerksam genug hin, könne man die Fledermäuse beim Fressen beobachten.
Will ein Gartenbesitzer den Fledermäusen noch mehr Hilfestellung leisten, kann er das auch mit einer Nisthilfe tun. Prinzipiell sehe ein Fledermaushäuschen nicht viel anders aus als eines für Vögel, sagt Roschen, auch im Preis gebe es keine Unterschiede. „Allerdings ist der Einflug unten, damit die Fledermäuse oben im Haus an der Decke hängen können.“ Die Häuschen gebe es in zwei grundverschiedenen Ausführungen – für Fledermausarten, die eher im Wald leben und für jene, die in der Stadt heimisch sind. „Die Häuser für die im Wald lebenden Arten sind Spechthöhlen nachempfunden und haben ein rundes Einstiegsloch“, sagt der Experte. Das entspreche dem natürlichen Verhalten der Tiere, welche die Höhlen nach den Spechten nutzten. „Die Höhlen sind dann schon oft nach oben im Baum ausgefault. Das kommt den Fledermäusen entgegen.“ Die Häuser der Stadt-Fledermäuse seien meistens Fensterläden nachempfunden – schmal und mit einem schlitzförmigen Einflug.
Auch Hornissen lieben Fledermaushäuschen
„Die Spechthöhlen nachempfundenen Häuschen gehören in einen Baum, die anderen an eine Hauswand“, sagt Axel Roschen. Und es könne durchaus passieren, dass die Herbergen von Vögeln genutzt werden. Manchmal nisteten sich auch Wespen, Hornissen oder Waldameisen ein. Roschen rät in diesem Fall zu Gelassenheit. Wer etwa Hornissen statt Fledermäusen beherberge, müsse einfach den Winter abwarten, dann seien die Insekten von selbst wieder weg. „Hornissen sind völlig harmlose Tiere. Diese ganzen Geschichten, denen zufolge drei Hornissenstiche reichen, um einen Menschen zu töten – das ist alles Quatsch“, sagt Roschen.
dapd/ses/kat