— Von Sebastian Stoll — Noch merkt man es kaum, doch die Tage werden bereits kürzer und die Nächte kühler. Aber selbst wenn sich das Gartenjahr langsam seinem Ende zuneigt, gibt es immer noch genug zu tun: Teilweise bis in den September hinein können Kurzentschlossene Kräuter- oder Gemüsepflanzen ausbringen – und sich noch in diesem Jahr über die Ernte freuen.
Kein Trend, sondern Tradition
„Die Haupt-Pflanzzeit dauert zwar nur bis April. Aber man muss deswegen nicht denken, später im Jahr Pflanzen auszubringen, wäre etwas Ungewöhnliches“, sagt Thomas Wagner vom Bund Deutscher Gartenfreunde (BDG) in Berlin. Tatsächlich sei das späte Pflanzen sogar Teil der bäuerlichen Tradition. „Das ist kein neumodischer Trend, sondern wird seit Jahrhunderten so gemacht.“
Nicht nur für das Beet, sondern auch für den Balkon geeignet ist etwa der Dill, erläutert Wagner. „Beim Dill erntet man das ganz junge Grün. Deswegen benötigt er von der Saat bis zur Ernte nur vier Wochen.“ Wer jetzt damit beginnt, kann sogar noch eine Drei-Felder-Wirtschaft anlegen – also im Beet oder Kübel im Abstand von jeweils vierzehn Tagen drei Reihen mit Dill-Keimen aussäen und die Pflanzen dann nacheinander abernten. „Die Reihen sollten einen Abstand von 20 Zentimetern haben – in ihnen selbst kann sehr eng gesät werden, die Pflanzen lässt man ohnehin nicht groß werden.“ Die Pflanzen seien relativ anspruchslos, was Boden oder Bewässerung betreffe, entwickelten aber ein besser ausgeprägtes Aroma, wenn sie viel Sonne bekämen, sagt Wagner. „Außerdem gibt es eigentlich nur eine Tierart, die an Dill herangeht, nämlich Schwalbenschwanz-Raupen.“ Das sei eine vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsart. „Wenn man Raupen am Dill hat, sollte man sie also nicht bekämpfen, sondern sich freuen.“
Frühsorten für die Spätaussaat
Ebenfalls nur vier Wochen Wachstumszeit benötigt das schnellste aller Gemüse, nämlich das Radieschen. „Paradoxerweise sollte man sich hier für Frühsorten wie etwa ‚Topsi‘ entscheiden, weil diese noch mal ein bisschen schneller wachsen als die anderen“, sagt Thomas Wagner. Auch bei Radieschen ist eine Aussaat auf dem Balkon möglich – dort wie im Beet kommen die Samen in Abständen von drei Zentimetern in den Boden, einzelne Reihen stehen 15 bis 20 Zentimeter auseinander. „Die Pflanzen sollten mit reichlich Wasser versorgt werden, sonst werden die Knollen holzig. Man muss darauf achten, dass der Boden immer ein bisschen nass ist“, erläutert Gartenexperte Thomas Wagner. Ein leichter, sandiger Boden und ein sonniger Standort ließen die Pflanzen in Windeseile gedeihen.
Noch bis Anfang September lässt sich frischer Kopfsalat ausbringen. „Man muss dann allerdings Jungpflanzen aus dem Gartencenter verwenden“, erläutert Thomas Jaksch von der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan in Freising. Für eine Kultivierung aus dem Samen heraus fehle schlicht die Zeit. Eingesetzt werden die kleinen Salatköpfe mit einem Abstand von etwa 25 Zentimetern in jede Richtung – und zwar nicht zu tief. „Sonst kommt mehr Feuchtigkeit von unten und es droht Salatfäule“, sagt Jaksch. Besonders gut gedeihen die Pflanzen mit viel Licht auf einem humusreichen Boden, bei einem anderen Untergrund empfiehlt Thomas Jaksch die Gabe von stickstoffhaltigen Düngern. Auf Schädlinge müsse man sich nur in geringem Umfang einstellen, da die meisten im Handel erhältlichen Sorten mittlerweile resistent gegen Mehltau und Salatblattläuse seien. Mitte bis Ende Oktober könne der Salat dann geerntet werden. „Wenn es kalt ist, sollte man aber die Ernte vorziehen. Salat hat ja den Vorteil, dass er dann zwar kleiner ist, aber trotzdem essbar“, sagt Jaksch.
Zwei Monate für einen Blumenkohl
Etwas länger benötigt Blumenkohl. Soll er Mitte Oktober erntefähig sein, empfiehlt Garten-Experte Thomas Jaksch das Ausbringen der jungen Stecklinge bis Mitte August. „Die Abstände zwischen den Pflanzen sollten 40 mal 40 Zentimeter oder gar 50 mal 50 betragen. So macht es jedenfalls der Gärtner.“ Die Pflanzen benötigen reichlich Licht und Wasser, zudem empfiehlt Jaksch auch hier die Gabe von stickstoffhaltigem Dünger – und zwar 15 Gramm Stickstoff pro Quadratmeter. „Etwa die Hälfte davon gibt man zur Pflanzung hinzu, die andere nach drei Wochen Wachstum.“
Kohlfliege, Kohlweißling und Erdflöhe können den Blumenkohl-Pflanzen zusetzen – vor allem letztgenannte fressen sie im Extremfall ganz auf. „Man erkennt einen Erdflohbefall an den vielen Löchern im Blatt.“ Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, benötigt der Hobbygärtner Thomas Jaksch zufolge aber keine Chemie. „Man kann die Pflanze mit einer Netzauflage schützen. Das funktioniert vor allem in den ersten Wochen hervorragend. Die Schädlinge kommen dann einfach nicht an den Blumenkohl heran“, sagt er.
dapd/T2012072450250/ses/K2200/esc