Grüner Mantel fürs Haus – Efeu klettert am liebsten im Schatten – Die immergrüne Ranke ist Arzneipflanze des Jahres 2010 –Von ddp-Korrespondentin Dagmar Thiel–
Würzburg/Münster (ddp). Efeu wächst nahezu überall und rankt in fast jedem Garten an Mauern oder Bäumen hinauf. Doch die immergrüne Kletterpflanze hat auch eine heilende Wirkung: Wissenschaftler der Universität Würzburg haben sie darum zur «Arzneipflanze des Jahres 2010» gekürt. «Efeu ist genau wie die Pfefferminze eine sehr bekannte Pflanze, über deren Heilwirkung aber nur wenige Menschen Bescheid wissen», sagt Johannes Gottfried Mayer, Medizinhistoriker an der Universität Würzburg.
Bereits die Ärzte der Antike nutzten Efeublätter und Efeufrüchte als Schmerzmittel oder in Salben verarbeitet bei Verbrennungen. Heute kommt ein Extrakt aus den gelappten Blättern des Efeus zum Einsatz. «Er bessert die Beschwerden bei chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen und bei akuten Entzündungen der Atemwege. Auch bei Keuchhusten wird er zur Linderung eingesetzt», sagt Mayer. Die Wirksamkeit des Efeu-Extrakts sei durch klinische Studien belegt. «Der botanische Name Hedera helix leitet sich vermutlich von dem griechischen Begriff ‚hédra‘, also Sitz, ab, weil die Pflanze sozusagen auf dem Baum sitzt», erklärt Mayer. Der Namensbestandteil Helix beschreibt die Eigenschaften des grünen Kletterers ebenfalls gut: Der Efeu windet und dreht sich um den Baum herum.
Im Garten ist Efeu eine beliebte Pflanze für den Schatten, einige Sorten eignen sich aber auch für die Sonnenseite: Vor allem buntlaubige Sorten benötigen Sonnenstrahlen, um ihre vielfältigen Farbschattierungen zu erhalten. Die Bayerische Gartenakademie empfiehlt die Sorte Goldheart als widerstandsfähig und winterhart. Viele andere buntlaubige Vertreter seien dagegen nicht besonders freilandtauglich. Die Sorte Woerneri, deren Blätter sich im Winter violett verfärben, gilt unter den grünen Efeusorten als besonders frosthart.
Manche Hausbesitzer schätzen den Efeu auch als selbst klimmenden Fassadenkletterer und immergrünen Hausmantel. Nach anfänglich langsamen Wachstum kann er bis in eine stattliche Höhe von 20 Metern gelangen. Vorsicht ist aber bei schadhaftem Putz geboten: Efeu sucht sich energisch einen Weg ins Mauerwerk und kann hier Schaden anrichten. Auch Spalten unter Fensterbänken sowie zwischen Fensterrahmen und Wand sind vor seinem Eindringen nicht sicher. «Sollte also ein Fenster einwuchern, ist beim Entfernen der Pflanzenteile besondere Vorsicht geboten», sagt Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Zu einer richtigen Einwurzelung der Pflanze könne es aber nur dort kommen, wo fast permanent feuchtes Substrat vorliege. Das sei an Bauwerken nur selten der Fall.
Dass der grüne Kletterer es dagegen schafft, ganze Bäume zum Absterben zu bringen, stimmt nicht. «Ursache für das Absterben von Großbäumen wie Eichen und Birken sind nicht die Efeupflanzen, sondern die schlechten Standortbedingungen», erklärt Bernhard Rüb. Bei einer Eiche könne das zum Beispiel die fehlende Bodenfeuchte sein, die durch Straßenbaumaßnahmen hervorgerufen wurde. Lediglich schwache und kranke Bäume, die spärlich belaubt sind, bieten dem Efeu ausreichend Licht und Raum zum Wuchern.
Gute Dienste leistet Efeu als dichter Bodendecker im Schatten und unter Bäumen: Die meisten Unkräuter werden von ihm unterdrückt. Auf Baumscheiben und als Hangbepflanzung sollte er ab und zu zurückgeschnitten werden. Auch im Sortiment der Balkon- und Kübelpflanzen hat Efeu mittlerweile einen festen Platz. Als winterharte Pflanze schmückt er den Balkon in der kalten Jahreszeit. Im Sommer kommt Efeu als Blattschmuckpflanze für den schattigen Bereich zum Einsatz.
Frische Efeublätter und ihr Saft können nach Kontakt mit der Haut allerdings allergische Entzündungen verursachen. «Und an den Beeren der Pflanze können sich besonders Kinder vergiften – Übelkeit, Durchfall und Erbrechen sind die Folgen», warnt Medizinhistoriker Mayer. Die dunkelblauen Früchte haben im Garten allerdings auch großen Nutzen: Vögel benötigen sie gerade im Frühjahr als Futter.
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