– von Katja Fischer – Ohne Lüftungssystem kommt heute kein Neubau mehr aus. „In Zukunft wird man vielleicht auf eine Heizungsanlage verzichten können, nicht aber auf die kontrollierte Wohnungslüftung“, sagt Michael Lange, Obmann für die Fachabteilung Raumlüftung beim Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH). Denn die Außenhüllen moderner Gebäude sind praktisch komplett luftdicht, um die Abwärmeverluste möglichst gering zu halten. So kann die feuchte Luft nicht mehr wie früher von selbst durch Fensterritzen und Türspalten entweichen. „Ein Vier-Personen-Haushalt produziert zehn Liter Wasser am Tag. Das kann sich an den Wänden und an Wärmebrücken absetzen“, so der Experte.
Damit sich alle Bewohner wohl fühlen und man Bauschäden vermeidet, kalkuliert man stündlich etwa 30 Kubikmeter Frischluft pro Person. „Die lassen sich in einem hermetisch abgedichteten Haus durch manuelles Lüften nicht zuführen“, betont Lange. Man müsste alle zwei Stunden für fünf Minuten querlüften, auch nachts. Sonst kann Schimmelpilz entstehen. Es ist auch energetisch unsinnig, die Wärme, die durch gute Dämmung und Abdichtung im Gebäude ist, regelmäßig zum Fenster abzulassen.
Lüftungssysteme individuell anpassbar
Abhilfe schafft ein kontrolliertes Lüftungssystem, das den individuellen Gegebenheiten des Hauses angepasst ist. Für alle Neubauten und Sanierungsobjekte, bei denen man mehr als ein Drittel der Fenster tauscht oder mehr als ein Drittel des Hauses dämmt, ist laut DIN 1946-6 ein nutzerunabhängiges Lüftungskonzept sogar Vorschrift.
Auf dem Markt sind verschiedene Anlagen für alle Anwendungsfälle. Energetisch vorteilhaft ist zum Beispiel eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Sie kann bis zu 95 Prozent der Wärme aus der Abluft auf die Zuluft übertragen und damit im Gebäude halten. Bei rechtzeitiger Planung in einem Neubau ist der Zusatzaufwand für ihre Installation relativ gering. Sie fällt auch im Haus kaum auf. „Die Luftverteilung kann in die Betondecken eingegossen oder auf den Beton unter den Estrich verlegt sein. Für den Nutzer sind dann nur noch die Luftdurchlässe in den Wohnräumen sichtbar“, erklärt Lange. Bei Sanierungen kann man die Lüftungsrohre in einer abgehängten Decke verstecken.
„Es besteht auch die Möglichkeit, dezentrale Systeme ohne Luftverteilung einzubauen“, so der Experte. „Dabei platziert man in mehreren Räumen jeweils ein Lüftungsgerät, das für den kontinuierlichen Luftaustausch sorgt. Bei einfachen Sanierungen können auch bedarfsgeregelte Abluftsysteme gute Dienste leisten.“
Staatliche Förderung
Ein dezentrales Gerät für einen einzelnen Raum kostet ohne Montagekosten ab 1.000 Euro. Zentralsysteme mit Luftverteilung für Wohnzimmer, Kinderzimmer, Schlafräume, Küche, Bad, WC und Flur für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit etwa 140 Quadratmetern Wohnfläche schlagen hingegen mit ca. 5.000 Euro zu Buche.
Aber die Investition lohnt sich. Je nach Gebäudeart lassen sich durch eine kontrollierte Wohnungslüftung bis zu 40 Prozent Heizkosten sparen. Die in den Geräten eingebauten Filter halten Staubpartikel und Pollen zurück. Hierdurch verbessert sich die Luftqualität in den Räumen.
Einbau von Lüftungsanlagen staatlich gefördert
Der Einbau von Lüftungsanlagen ist auch staatlich gefördert. Allerdings variieren die Förderbedingungen stark von Bundesland zu Bundesland. Bauherren und Sanierer können sich über die konkreten Fördermöglichkeiten des KfW-Investitionszuschuss Energieeffizient Sanieren (430) informieren.
Wie alle technischen Anlagen muss man auch eine Wohnungslüftungsanlage regelmäßig warten. „Halbjährlich muss man die Gerätefilter austauschen. Das können die Bewohner aber selbst erledigen“, sagt Lange. Für die Reinigung und Wartung der Wärmetauscher brauche man allerdings einen Fachmann. Der sollte alle zwei Jahre kommen und sicherstellen, dass die hygienischen Anforderungen erfüllt sind.