Düsseldorf/Berlin (ddp). Weil konventionelle Brennstoffe wie Öl oder Gas im Preis immer weiter steigen, werden alternative Energiequellen zunehmend attraktiv. Wärmepumpen zum Beispiel holen Wärme aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Luft, heizen damit das Haus und liefern zudem Warmwasser. Das klingt verlockend, hat aber auch Nachteile. Denn die Investitionskosten für so eine Heizanlage sind mit mindestens 12 000 Euro nicht gerade gering, zudem muss für den Betrieb einer Wärmepumpe Energie in Form von Strom oder Gas eingesetzt werden.
«Aktuelle Praxistests zeigen, dass positive wirtschaftliche Ergebnisse und eine vertretbare Emissionsbilanz im realen Betrieb häufig nicht erreicht werden», sagt Albrecht Morguet, Energie-Referent bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Ob sich die deutlich höheren Kosten einer Wärmepumpe wirklich lohnen, hängt nach seinen Worten von mehreren Faktoren ab und kann nur im Einzelfall ermittelt werden.
Eine Wärmepumpe funktioniere im Prinzip wie ein Kühlschrank – nur mit umgekehrter Zielrichtung, erklärt der Experte: «Beim Kühlschrank wird dem Kühlraum und den Lebensmitteln Wärme entzogen und auf die Geräterückseite transportiert. Bei der Wärmepumpe werden die Außenluft, das Erdreich oder das Grundwasser abgekühlt und die dabei gewonnene Wärme an das Heizungswasser und das Warmwassersystem abgegeben. Dazu muss die Wärme auf ein höheres Temperaturniveau umgewandelt werden.» Interessant ist also nicht die Kälte-, sondern die Wärmeleistung. Da die Wärme aber nicht von selbst von der kalten zur warmen Seite wandert, muss zum Antrieb Energie aufgewendet werden.
«Wärmepumpen arbeiten nur dann ökonomisch, wenn das Haus gut gedämmt ist», sagt Peter Schick, Projektleiter Energie bei der Stiftung Warentest in Berlin: «Planen Sie daher beim Hausbau oder bei der Modernisierung eine gute Dämmung ein.“ Weiter rät Schick dringend dazu, Heizung und Wärmepumpe aufeinander abzustimmen. Für Wärmepumpen gut geeignet seien Heizungen mit geringer Vorlauftemperatur, also etwa eine Fußboden- oder Wandheizung. Denn je höher die Vorlauftemperatur der Heizung, desto mehr Strom verbraucht die Wärmepumpe.
»Richtig eingesetzt, sind Wärmepumpen ein Beitrag zum Klimaschutz«, erklärt Schick. »Sie reduzieren den Ausstoß von Kohlendioxid im Vergleich zur Gas- oder Ölheizung um bis zu 30 Prozent. Das gilt aber nur für gut geplante Anlagen. In einem schlecht gedämmten Haus oder mit alter Radiatorheizung wäre die Wärmepumpe ein Klimakiller.«
Maßgeblich für die Effizienzberechnung einer Anlage ist nach Angaben von Albrecht Morguet die Jahresarbeitszahl (JAZ). Sie gibt Auskunft über den Strombedarf der Gesamtanlage und beschreibt das Verhältnis der über ein Jahr ins Heiznetz und ins Warmwassersystem abgegebenen Wäremeenergie zu der im gleichen Zeitraum dafür verbrauchten elektrischen Energie. »Wichtig ist dabei, dass alle Stromverbraucher der Anlage, also auch Sole- oder Brunnenpumpen, sonstige Pumpen und der elektrische Heizstab erfasst werden«, betont der Energiereferent. Wenn eine JAZ genannt wird, sollte man also immer fragen, welche Geräte dabei einbezogen sind. Für einen wirtschaftlichen und ökologisch sinnvollen Betrieb sollte die JAZ größer als 3,3 sein, nennt Morguet als Richtwert.
Für Einzel- oder Doppelhäuser mit Garten hat sich laut Peter Schick der Wärmepumpen-Typ mit Erdkollektoren bewährt. Diese sammeln die Wärme über ein flächendeckend verlegtes Leitungsnetz im Garten. Das Netz sollte etwa 1,5- bis 2-mal so groß wie die beheizte Wohnfläche sein. Pro Quadratmeter liefert der Boden 15 bis 40 Watt. »Verlegen Sie die Erdkollektoren etwa 1 bis 1,5 Meter tief«, rät der Projektleiter. »Wählen Sie dafür freie Flächen, die von der Sonne aufgeheizt werden. Je feuchter der Boden, desto besser die Wärmeübertragung. Überbaute Erdkollektoren liefern weniger Energie.«
Weniger Platz benötigen Erdsonden. Sie holen die Energie aus bis zu 100 Metern Tiefe und spenden meist 30 bis 50 Watt pro Meter. Erdsonden lassen sich aber nur an Positionen einbringen, an die das Bohrfahrzeug hinfahren kann. »Wer eine Erdsonde einsetzt, sollte prüfen, ob er das Grundwasser als Wärmequelle anzapfen kann«, so Schick. Das sei besonders effizient. In jedem Fall sei es ratsam, den Einbau der Wärmepumpe schon beim Hausbau oder vor einer Modernisierung zu planen, denn das Verlegen der Erdkollektoren sei aufwendig und zerstöre bestehende Gärten. Tief wurzelnde Pflanzen können zudem unter dem Wärmeverlust leiden. »Machen Sie deshalb einen Bogen um besonders empfindliche Pflanzen oder stimmen Sie Ihren Garten auf Ihr Wärmefeld ab«, empfiehlt der Fachmann.
Von einer Warmwasserbereitung mit Wärmepumpe rät Projektleiter Schick ab und empfiehlt stattdessen die Kombination aus Wärmepumpe und Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung. Sinnvoll sei dagegen die Wahl einer Wärmepumpe, die auch kühlen könne. Denn das gelinge mit ihr wesentlich günstiger als mit einer Klimaanlage. Für die Energiespeisung sollten dann nach Schicks Worten Erdsonden bevorzugt werden: «Die sind für den Kühlbetrieb besser geeignet als Erdkollektoren.»
(ddp)