Berlin/Düsseldorf (ddp). Mit einer modernen, leistungsfähigen Solaranlage auf dem Dach lässt sich nicht nur warmes Wasser gewinnen, sondern auch die Heizung eines Hauses unterstützen. So spart man Gas oder Öl. «Der Einsatz von Sonnenenergie zur Ergänzung der Heizungsanlage ist technisch nicht kompliziert, aber sehr effizient», sagt Klaus Müller, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.
Angesichts steigender Energiekosten für fossile Brennstoffe nimmt die Bedeutung von Solaranlagen und das mit ihnen verbundene Sparpotenzial nach Müllers Worten stetig zu. Denn die Sonne scheint zum Nulltarif. «Derzeit werden die meisten solarthermischen Anlagen noch allein zur Warmwasserbereitung genutzt», sagt Müller. Um zusätzlich auch die Raumheizung zu unterstützen, benötige man deutlich größere Kollektorflächen und Speicher.
Diplom-Ingenieur Michael Koswig von der Stiftung Warentest in Berlin hat ermittelt, dass eine Kombi-Solaranlage rund 25 Prozent des Brennstoffbedarfs in einem Einfamilienhaus einsparen kann. «Eine gute Solaranlage arbeitet auch in der kalten Jahreszeit», sagt der Energiefachmann. An klaren Wintertagen könne die Sonne die Kollektoren ausreichend erhitzen, um den Großteil des benötigten Warmwassers zu bereiten. Zudem schafften es leistungsfähige Kombi-Solaranlagen der jüngsten Generation vor allem in der Übergangszeit, die Heizung zu unterstützen, so Koswig. «Einige Systeme erreichen übers Jahr gerechnet eine Öl- oder Gaseinsparung von 29 Prozent», versichert der Experte. «An dunklen Dezembertagen freilich ist ihr Nutzen gleich null, so dass der konventionelle Heizkessel einspringen muss.»
Eine Kombi-Solaranlage besteht aus Kollektoren auf dem Dach, dem großen Speicher im Keller und einer ausgeklügelten Regelung, die mit dem Heizkreislauf im ständigen Wärmeaustausch steht. Als Energielieferanten dienen meist Flachkollektoren mit Flächen zwischen 10 und 14 Quadratmetern; mitunter kommen auch effizientere Vakuumröhren zum Einsatz, die zwischen 7 und 11 Quadratmeter groß sind. «Größere Kollektoren liefern zwar mehr Ertrag, aber nicht immer einen besseren Nutzungsgrad», erklärt Diplom-Ingenieur Koswig. Denn je größer die Kollektorfläche, desto häufiger stehe im Sommer die Anlage still, weil die Sonne mehr Wärme liefere, als die Bewohner nutzen können: «Die höchste Effizienz erzielen Anlagen, bei denen Kollektoren, Speicher und Regelungen optimal aufeinander und auf den Bedarf der Bewohner abgestimmt sind.»
Das Herz der Anlage ist der Speicher. Er bietet in der Regel Platz für 600 bis 1000 Liter Wasser, das die Sonne auf bis zu 95 Grad erhitzen kann. Wenn der Stahlkoloss gut mit Schaumstoff isoliert ist, kann er nach Michael Koswigs Worten in den Sommermonaten und in der Übergangszeit bis zu zwei Wochen lang Wärme liefern, ohne von erneuter Sonneneinstrahlung gespeist zu werden. Praktischer Tipp des Fachmanns: «Bei der Auswahl des Speichers sollte man zuvor überprüfen, ob der Riese beim Transport in den Keller durch alle Türen und Treppenwege passt.» Ohnehin dürfe auch das Speichervolumen nicht zu üppig sein, weil dies in Zeiten mit geringer Sonneneinstrahlung mehr Nachheizung erfordere.
Das Trink- und Brauchwasser wird durch den Speicher in der Regel über ein Tank-in-Tank-System erwärmt. Das Trinkwasser im Innentank wird durch das solar erwärmte Speicherwasser aufgeheizt. Ist im Winter die Temperatur zu gering, heizt der Öl- oder Gaskessel nach. «Die Nutzung der Solarkraft für die Raumheizung erfolgt über die sogenannte Rücklaufanhebung», erklärt Ingenieur Koswig: «Sobald das Wasser, das aus den Heizkörpern zurückläuft, kühler ist als das Speicherwasser, wird es in den Speicher umgeleitet, und von dort läuft wärmeres Wasser in den Heizkessel zurück. Dieser benötigt dann weniger Brennstoff, um es auf die gewünschte Temperatur zu bringen.»
Einige auf dem Markt erhältliche Kombi-Solaranlagen verfügen auch über einen Pufferspeicher, der Heizwasser entweder solar oder durch den Heizkessel auf Vorrat erwärmt. Ist der Puffer hinreichend erhitzt, kann die Anlage stunden- oder tageweise ganz ohne den dann abgeschalteten Heizkessel laufen. «Das Puffersystem empfiehlt sich besonders bei Kamin- oder Pellet-Heizungen», rät der Spezialist von der Stiftung Warentest: «Denn die lassen sich nicht so fein regulieren wie Öl oder Gas.»
Eine solide gebaute Kombi-Solaranlage für ein Einfamilienhaus koste rund 10 000 Euro, sagt Michael Koswig. Hinzu kommen Montage und Wartung. Bei einer erwartbaren Lebensdauer von 25 Jahren hat er unter Berücksichtigung heutiger Energiepreise 8500 Euro Einsparung errechnet. «Auf den ersten Blick rechnet sich die Sache also nicht», räumt Koswig ein. «Andererseits geben die Hersteller auf ihre Listenpreise oftmals kräftige Rabatte und der Staat zahlt eine Förderung.» Sein Tipp: «Wer solar erwärmtes Wasser auch für Waschmaschine und Geschirrspüler nutzt, spart zusätzlich teuren Strom ein.»
Energieexperte Klaus Müller von der Verbraucherzentrale rechnet zudem in den kommenden Jahren mit steigenden Öl- und Gaspreisen: «Klettern die Brennstoffkosten jährlich um fünf Prozent, dann hat sich die Anlage bereits in weniger als 20 Jahren selbst finanziert», so seine Rechnung. Bei größeren Anlagen – etwa für Doppel- oder Mehrfamilienhäuser – gehe es noch schneller. Das gelte für ältere Häuser ebenso wie für Neubauten.
(ddp)