Bad Salzuflen/Köln (ddp). Man wohnt wieder glanzvoll: Polierte und lackierte Oberflächen sind derzeit der Top-Trend im Möbelgeschäft. Zugleich beobachten Experten, dass die Kunden verstärkt Wert auf hochwertige Materialien und eine gute Verarbeitung legen. «Eine gute Qualität hat bei den Verbrauchern und auch bei den Einzelhändlern der Möbelbranche derzeit den höchsten Stellenwert – in der Materialauswahl ebenso wie bei der Funktion und im Design», sagt Kaja Möller, Sprecherin der Möbelmesse Ostwestfalen in Bad Salzuflen. Die Schau im Frühsommer gilt als Premieren-Veranstaltung für die Konsumklasse. In Bad Salzuflen entscheidet sich, was die Kunden jeweils ab Herbst eines Jahres in den deutschen und europäischen Möbelhäusern und Versandkatalogen finden werden.
Zwar sei der Preis nach wie vor relevant, die Leistung müsse aber auch im mittleren Preissegment stimmen, sagt Möller. Gefragt sind nach Mitteilung der Expertin in diesem Jahr daher ausgewählte Lederqualitäten bei Polstermöbeln ebenso wie einwandfreie Verarbeitung und hochglänzende Fronten bei Kastenmöbeln fürs Wohnen und Schlafen.
«Die Kombination aus Qualität und Design zieht sich durch alle Preislagen und Angebote», bestätigt Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef. Beide Kriterien seien Eintrittskarten in die Möbelwelt von heute und morgen: «Immer mehr Menschen erkennen den Stellenwert einer guten Möbelqualität und eines guten Designs, was über der Zeit und damit über kurzweiligen Moden steht», so der VDM-Chef. «Langlebigkeit und Solidität kennzeichnen die Möbelsaison 2009», formuliert es Kaja Möller.
Glänzende Oberflächen sind nach Möllers Worten in der kommenden Saison schlichtweg ein Muss. Lack, Glas, Glanz-Folien, Textil- oder Kunstleder mit Glitzereffekt, changierende Stoffe, Bronzefarben im Bad – in diesem Jahr werden sogar im Discount-Segment Holzoberflächen mit Klarlacken auf Hochglanz poliert. «Während auf den internationalen Designbühnen schon edles Matt Einzug hält, brilliert in der mittleren Konsumklasse noch ganz der Glanz – mindestens an der Front, wenn nicht gar rundum», so die Fachfrau. Als häufigste Farbkombinationen im Wohnmöbelbereich werden Weiß, Weiß/Schwarz sowie Nussbaum mit hochglänzendem Weiß oder Schwarz angesehen.
Einen Gegenpart dazu bildet naturbelassenes Massivholz. «Riefen, Risse und starke Maserungen zeugen von natürlichem Wuchs und lebendiger Beschaffenheit mit gewachsenen Merkmalen», sagt Möller. Als Hölzer sind insbesondere Eiche, Kernbuche und amerikanische Roterle im Angebot. Neu dabei sind Kernesche, vereinzelt Teak sowie Treibholz.
Der Trend zur Natur war bereits zu Jahresbeginn auf der Internationalen Möbelmesse in Köln «imm cologne» erkennbar. «Tipi-Kultur», benannt nach den Zelten nordamerikanischer Indianer, galt in Köln als stärkste geschmackliche Strömung der kommenden Saison. «Gemeint sind Möbel, die aus naturbelassenen oder recycelten Materialien bestehen und häufig von natürlichen Formen inspiriert sind«, erklärt imm-Sprecherin Julia Degner: Hocker aus geleimten Papierschnipseln, klobig anmutende Massivholzregale mit wilder Maserung oder Tische, aus deren Füßen – wie im Jugendstil – Vogelkrallen und Blätter wachsen können. Zu den ausgefallensten Stücken dieser Stilrichtung dürften die Schaukel-Liegen des Schweizer Künstlers Alexander Curtius gehören, die in Köln präsentiert wurden: Sie sind aus jeweils einem großen Fundholzstück in harmonischen Rundungen geformt und berühren den Boden nur an einem zentralen Punkt.
Wellness gilt in der kommenden Möbelsaison als ein weiterer maßgeblicher Aspekt. »Das umfasst wechselnde Beleuchtung bei Wohnmöbeln ebenso wie Bequemfunktionen bei Polstermöbeln oder Komforthöhen bei Betten«, erklärt Kaja Möller. Mediencenter werden mit sogenannten »magischen Augen« ausgebildet, damit die Fernbedienung die Unterhaltungselektronik auch bei geschlossenen Fronten steuern kann. Sessel und Sofas stellen sich mit integrierten Funktionen in Sitzhöhe, -tiefe, Neigungswinkel, Nacken- und Fußstütze auf ihren Besitzer ein. Steckkissen ermöglichen überall dort Unterstützung, wo sie gebraucht wird. Panorama-Schränke bieten auf leichten Anschub hin den kompletten Überblick, Schübe und Türen öffnen sich automatisch per Fingerdruck und schließen sich flüsterleise. »All das ist Möbel-Wellness«, sagt Kaja Möller.
Bei den Formen feiern abgerundete Ecken ein Comeback. »Die streng geradlinige Formensprache wird allmählich aufgelöst«, beobachtet die Messe-Expertin. Bei Kastenmöbeln runden sich teilweise die Ecken von Korpus und Fronten: »Besonders in weiß lackiert erinnert diese Optik stark an die Siebziger.« Beispiele für diesen Trend gibt es laut Kaja Möller für alle Wohnbereiche von Bad, Küche, Wohnen, Speisen, Schlafen bis hin zum Büro.
In der Farbwahl gehen Hersteller und Händler in dieser Saison auf Nummer sicher. »Festlegen will sich niemand«, sagt Möller. »So außergewöhnlich bunte Farben die Mode zurzeit auch propagiert, so gedeckt verhält sich momentan das Wohnen.« Weiß stehe immer noch ganz oben, gepaart in der Kombination mit Schwarz. »Ganz selten gibt es Farbtupfer in Violett oder Grün, bei Polstermöbeln kommt auch mal Türkis, Gelb oder Tomatenrot zum Einsatz», resümiert die Trend-Fachfrau. Die Mehrzahl der Sortimente zeigt sich jedoch in Weiß, Creme, Grau, Schwarz oder Erdfarben. Einige mutige Anbieter wagen Zweifarbiges, dann allerdings eher in Ton-in-Ton-Kombinationen.
(ddp)
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