— von Sebastian Stoll — Nicht nur mit Blumen können Gartenbesitzer für farbige Vielfalt sorgen. Wen das Ausgefallenere reizt, der richtet die Bepflanzung so aus, dass sie möglichst viele Schmetterlinge anlockt. Das geht viel einfacher, als es sich anhört – und macht den Garten zum exotischen Erlebnis. Und nebenbei tut der Besitzer eines Schmetterlingsgartens auch etwas für den Umweltschutz.
Viele Schmetterlingsarten sind bedroht
„Die Situation für viele Schmetterlinge ist nicht gut“, sagt Nehle Hoffer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. Die Naturschutzorganisation ruft jedes Jahr zur Schmetterlingszählung auf – und kommt inzwischen zu alarmierenden Ergebnissen. Siedlungsbau und Pestizideinsatz hätten dafür gesorgt, dass viele Arten bedroht sind, zudem sei auch bei noch häufig vorkommenden Arten die Bestandsentwicklung negativ, sagt Hoffer.
„Schmetterlinge gehören einfach zu unserer Umwelt. Deswegen ist ein Schmetterlingsgarten wichtig“, appelliert sie an die Hobbygärtner. Das könne schon ein blühender Thymianstrauch auf dem Balkon sein. „Da gehen dann gerne Arten wie der Bläuling oder der Feuerfalter heran.“
Wer über einen Garten verfügt, kann es für den Anfang mit einem Wildblumenbeet versuchen. „Wichtig bei den Pflanzen ist vor allem Vielfalt. Und es sollten heimische Arten sein“, sagt Hoffer. Eine gewöhnliche Wildblumenmischung reiche oft schon aus, darüber hinaus verkauften viele gut sortierte Gartencenter spezielle Schmetterlings-Samenmischungen. „Wenn man das Beet anlegt, sollte man einen sonnigen Standort wählen. Unter einem Schuppendach fühlen sich viele Schmetterlinge nicht wohl.“
Statt Dünger mögen viele Wildpflanzen nährstoffarme, sandige Böden – Pflanzenschutzmittel sind bei der Pflege natürlich tabu. „Gift tötet Schmetterlinge, aber auch viele andere Arten“, sagt Nehle Hoffer. Verzichten sollte man auch auf torfhaltige Erde: „Viele bedrohte Schmetterlinge leben in jenen Mooren, in denen Torf abgebaut wird.“ Die Torfgewinnung bedrohe ihren Bestand.
Brennnesseln sind Kraftfutter für die Raupen der Schmetterlinge im Garten
Am besten ist für einen Schmetterlingsgarten eine unscheinbare Pflanze geeignet, die meist der Unkrautbeseitigung zum Opfer fällt. „Es gibt eine ganze Reihe von Schmetterlingsarten, die von der Brennnessel profitieren“, sagt BUND-Expertin. Das gelte vor allem für Arten wie das Tagpfauenauge, das Landkärtchen und den Kleinen Fuchs – und zwar für deren Raupen, denn diese gehörten genauso selbstverständlich in einen Schmetterlingsgarten wie die ausgewachsenen Tiere. Für letztere sei der Sommerflieder eine ähnlich universelle Pflanze. „Man nennt ihn ja auch Schmetterlingsflieder. Die Art ist insofern eine Ausnahme, weil sie nicht heimisch ist, sondern ursprünglich aus Japan stammt.“
Mit einer Aufteilung des Gartens in verschiedene Themenbereiche lässt sich ebenfalls Lebensraum für Schmetterlinge schaffen. „Man kann etwa außer einem Blumenbeet auch eine Blumenwiese anlegen oder ein begrüntes Hausdach. Auch ein blühendes Teichufer ist eine gute Idee“, sagt Reinhard Witt aus dem oberbayerischen Ottenhofen, Autor des Buchs „Ein Garten für Schmetterling“ (Franckh-Kosmos). Auf diese Weise siedelten sich von selbst unterschiedliche Arten an. „Ideal ist es, wenn man viele unterschiedliche Biotop-Elemente versammelt hat. Denn Artenvielfalt bei den Pflanzen bedeutet auch Artenvielfalt bei den Tieren. Auch, aber nicht nur bei den Schmetterlingen“, sagt Witt.
Lieblings-Schmetterlinge gezielt anlocken
Aber auch auf ganz bestimmte Schmetterlingsarten können Falterfreunde sich spezialisieren. „Das Taubenschwänzchen zum Beispiel ist ein Schmetterling, der entfernt an einen Kolibri erinnert. Er trinkt besonders gerne den Nektar der Spornblume“, sagt Witt. Noch besser lasse sich die Arten-Auslese anhand der Raupen betreiben – die als ausgewachsenes Exemplar ja zunächst einmal in der Nähe blieben. So gingen die Raupen des Schwalbenschwanzes besonders gerne an die Wilde Möhre, die des Bläulings an Hornklee und die des Aurorafalters an Wiesenschaumkraut. Wogegen man Zitronenfalter-Raupen am besten mit dem Faulbaum unterstütze. „Die ausgewachsenen Tiere sind in ihren Nahrungsgewohnheiten dann wieder unspezifischer. Besonders beliebt sind Wilder Majoran, Tauben-Skabiose oder die Karthäusernelke“, sagt Reinhard Witt.
Wer im Detail wissen will, welche Pflanzenarten welche Schmetterlinge und ihre Raupen verwöhnt, dem empfiehlt BUND-Expertin Nehle Hoffer die Webseite floraweb.de. „Das ist eine vom Bundesamt für Naturschutz betriebene Informationsseite.“ Finden kann man die etwas versteckte Pflanzenliste, indem man auf der Startseite zunächst auf „Pflanzenarten“ klickt, dann auf „Artensteckbriefe“ und schließlich auf „Schmetterlingspflanzen“.
Weiterführende Informationen:
Brennnessel-Ecke für Schmetterlinge
Brennnesselpflanzen sind das ideale Futter für die Raupen zahlreicher Schmetterlingsarten. Damit der Gartenbesitzer aber nicht in einem unachtsamen Augenblick in die stechenden Pflanzen fasst und auch Kinder sich nicht wehtun, empfiehlt sich das Anlegen einer Brennnessel-Ecke.
Dies funktioniere am besten mit einem großen und hohen Plastikbottich ohne Boden, den man über die Brennnesseln stülpe. Das rät Nehle Hoffer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. „Die Pflanzen können weiter wachsen und man selbst ist geschützt.“. Allerdings sollte man beim Einrichten der Ecke vorsichtshalber Schutzhandschuhe tragen, rät Hoffer.
Fotohinweise:
Pfauenauge auf Flieder von Josef Wenzel / Flickr / (CC BY 2.0)
Taubenschwänzchen Schmetterling von Last Hero / Flickr / (CC BY-SA 2.0)
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