München (dapd). Die Schutzgemeinschaft der Kleinanleger (SdK) will nach staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihren Vorsitzenden Klaus Schneider und den früheren Vorstand Markus Straub ihre internen Regeln gegen Insidergeschäfte verschärfen. Die ehrenamtlichen Sprecher auf Hauptversammlungen müssten bei Verstößen gegen Compliance-Regeln künftig mindestens 10.000 Euro Vertragsstrafe zahlen, kündigte der stellvertretende Vorsitzende Harald Petersen bei der Vorlage des „Schwarzbuchs Börse“ am Montag in München an.
Die Anlegerschützer hatten 2008 vor Bilanzfehlern der Wirecard AG und der Thielert AG gewarnt. Der damalige SdK-Vorstand Straub wird verdächtigt, von den anschließend fallenden Aktienkursen persönlich profitiert zu haben. Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte im September 2010 die SdK-Zentrale durchsucht und ermittelt gegen Straub und gegen Schneider, der bei der nächsten Mitgliederversammlung im April nicht mehr für den Vorsitz kandidiert.
Alle ehrenamtlichen SdK-Sprecher müssten etwas von Aktien verstehen und verdienten natürlich auch selbst Geld mit Aktien, sagte Vorstandsmitglied Lars Labryga. Die SdK zahle ihm nur 750 Euro Aufwandsentschädigung im Monat, sagte Petersen. Die SdK finanziere sich zum einen aus Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 65 Euro, zum anderen aus den Erträgen ihres Aktiendepots im Volumen von rund 500.000 Euro. Das Depot solle demnächst offengelegt werden. Die SdK gebe auch ein eigenes Anlegermagazin heraus, weil die Mitglieder das wollten. Die Zahl der Mitglieder sei im vergangenen Jahr um 500 auf 2.900 gestiegen.
Bei kleinen AGs „viel Schindluder“
Das Schwarzbuch Börse 2010 sei vielleicht das letzte, weil die großen Aktiengesellschaften inzwischen transparent seien und die Corporate-Governance-Regeln befolgten, sagte Petersen. Ein Absturz des Aktienkurs wie bei RWE oder E.ON oder eine im Nachhinein falsche unternehmerische Entscheidung sei kein Grund für einen Eintrag ins Schwarzbuch. Nur „bei den Kleinen findet man immer noch sehr viel Schindluder“. Aber die SdK warne die Anleger schon seit jeher vor sogenannten Pennystocks. Mit Solaraktien hätten Anleger zum Teil auch wegen Managementstreitigkeiten viel Geld verloren – bekanntestes Beispiel sei Solar Millenium, wo Vorstandschef Utz Claasen nach drei Monaten das Handtuch geworfen habe und dafür 16 Millionen Euro haben wolle. Besonders übel sei es Kleinanlegern ergangen, die auf Empfehlung von Sparkassen Anleihen der Deikon GmbH kauften und nach Managementfehlern jetzt allein für die Sanierung des Unternehmens bluten sollten.
Die Anlegerberatung sei im letzten Jahr „keinen Deut besser geworden“, kritisierte Labryga. Das Grundübel bleibe, dass die meisten Berater vom Anleger kein festes Honorar für eine objektive Beratung bekämen, sondern Produkte auf Provisionsbasis empfählen.
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