Zur siebten art KARLSRUHE strömten 43.500 Kunstinteressierte in die wundervollen säulenfreien Tageslichthallen. „Die Besucherzahlen sind phantastisch. Der unerwartete Wintereinbruch hat niemanden von der Reise zu uns abgehalten. Dieser fulminante Zuwachs erfreut mich deshalb umso mehr. Das ist sensationell“, zeigte sich Messe-Kurator Ewald Karl Schrade begeistert. 208 Galeristen und Kunsthändler aus zwölf Ländern – jede fünfte Galerie stammte aus dem Ausland – offerierten Werke von Künstlern der Klassischen Moderne und Gegenwartskunst. Abermals übertraf die Veranstaltung alle Erwartungen. Der Marktplatz erwies sich als bestes Terrain für ergebnisreiche Absätze, was etliche Anbieter immer wieder hervorhoben. Diese siebte Ausgabe ist nicht nur die erfolgreichste seit Bestehen der Messe, sondern es manifestierte sich auch ein Trend hin zur deutschen Nachkriegskunst. „Das Informel liegt in der Luft wie der Frühling“, lautete das Fazit der Berlinerin Carsta Zellermayer. Sie meldete vor allem Verkäufe von frühen Arbeiten von Bernard Schultze und Hann Trier. Zum dritten Mal vor Ort, hat sie über die art KARLSRUHE einen treuen Stamm von Sammlern aufbauen können.
Georg Nothelfer, Berlin, bestätigt den Trend: „Jetzt wird das Informel akzeptiert. Ich habe es immer gesagt.“ Er verkaufte Werke von Emil Schumacher und Fred Thieler. Hans Maulberger, München, berichtet von „absolut positiven Geschäften“. Die Kunden suchten Arbeiten auf hohem Niveau, die aber bezahlbar sind. Das Informel ist auch bei ihm Schwerpunkt. „Die Sammler blicken in die Kunstgeschichte“, fasste er seinen Eindruck zusammen. Großes Interesse weckten acht informelle Bilder von Conrad Westphal. Auch Werke von Horst Antes, Rolf Cavael und Peter Brüning fanden den Weg in private Sammlungen. Maulbergers Umsätze rangierten im mittleren sechsstelligen Bereich. Zudem bekundeten Museen vor Ort ihr Interesse an einzelnen Spitzenstücken. Vielbeachtet war beispielsweise ein früher Teppich, eine Zusammenarbeit von Ernst Ludwig Kirchner und Lise Gujer – das Werk wechselt in eine öffentliche Kollektion. Bei der Galerie Fischer, Berlin, freut man sich über die erstklassigen Sammler und Umsätze im siebenstelligen Rahmen, etwa mit neusachlicher Malerei und Aquarellen von Otto Dix oder George Grosz. Verkauft wurde in die gesamte Republik. Rundum zufrieden zeigte sich ebenfalls die Galerie Schwarzer, Düsseldorf. Von Verkäufen in sechsstelliger Größenordnung kann Rolf Unkel, Galerie Michael Werner, Köln, berichten, der auf der Messe zum ersten Mal vertreten war. Der Kölner Heinz Holtmann veräußerte eine frühe Arbeit von Heinz Mack aus dem Jahr 1957 für 100.000 Euro. Für den Antwerpener Cédric Van der Planken ist die Messe sehr gelungen. Bilder von Jean Lucebert und Pierre Alechinsky konnte er vermitteln. Auch bei Marcus Deschler, einer von 35 Berliner Galeristen auf der art KARLSRUHE, herrscht Zufriedenheit. Ein Mittelformat von Xenia Hausner und zwei Skulpturen von Rainer Fetting wechselten den Besitzer. Michael Draheim zieht gleichfalls ein positives Fazit der Messe. Der Wiesbadener Galerist wartete mit Klassikern wie „The Spirit of Migof“ (1966) von Bernard Schultze auf. Dieser Objektkasten fand für 10.000 Euro einen Liebhaber. Zum ersten Mal dabei, lobt Draheim das fachlich interessierte und versierte Publikum der Messe und erwartet Folgegeschäfte.
Auch in der Besucherstruktur ist positive Bewegung zu finden. Der Auslandsanteil konnte gesteigert werden. Auf der Spitzenposition rangieren nach wie vor die Schweiz und Frankreich, jedoch legten die Benelux-Länder und Großbritannien noch einmal zu. Unter den deutschen Besuchern stellt das Stammland der Sammler, Baden-Württemberg, die Kerngruppe. Ein nicht unerheblicher Zuwachs konnte aus Nordrhein-Westfalen registriert werden.
Laut Kundenbefragung ist der Kauf von Kunst als Besuchszweck angestiegen. Den dritten art KARLSRUHE-Preis des Landes Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe erhielt der Berliner Maler Julius Grünewald für seine von Karlheinz Meyer, Karlsruhe, eingerichtete One-Artist-Show. Die 15.000 Euro Preisgeld dienen dem Ankauf von Arbeiten des Künstlers, die in den Bestand der art-KARLSRUHE-Collection eingehen. Die Qualität der Einzelpräsentationen erreichte in diesem Jahr ein besonders hohes Niveau.
Außerdem gab es einen Geburtstag zu feiern, denn der Landesverband der Berliner Galerien (LVBG), der in der dm-arena im Bereich der Neuen Positionen 14 jurierte Galerien mit One-Artist-Shows präsentierte, wurde soeben 15 Jahre alt. Werner Tammen, Verbandsvorsitzender, lobte im Rahmen des Empfangs Karlsruhe als sympathischsten Messestandort Deutschlands und beschrieb die nach wie vor schwierige Marktlage für die 470 Galerien in der Bundeshauptstadt. In diesem Zusammenhang unterstrich er gleichfalls die Bedeutung der badischen Messe für die Berliner Anbieter. Am Stand der Galerie Wagner + Partner, vertreten im „Berliner Block“, wie Ewald Karl Schrade das vom Berliner Senat unterstützte Projekt des LVBG bezeichnet, fand der Künstler Prof. Peter Dreher (Jahrgang 1932) anerkennende Worte für die Karlsruher Veranstaltung: „Von allen Messen fühle ich mich hier am wohlsten. Die Stimmung ist sehr gelöst, und die Qualität wird stetig besser.“ Oberbürgermeister Heinz Fenrich hatte in seiner Eröffnungsrede auch die Leuchtturmfunktion der art KARLSRUHE für die badische Kunststadt gelobt. Und Messe-Chefin Britta Wirtz betonte: „Diese Messe verleiht dem Standort eine einmalige Strahlkraft, regional, national und international. Die Kunstwelt blickte für fünf Tage auf Karlsruhe.“