Geburtstagsgrüße aus der Fächerstadt mit der Postkartenaktion „110.000tage Karlsruhe“ zum 300. Stadtgeburtstag
Sie reist oft weit und kommt doch in die Heimat: die Postkarte. Als rechteckiges Blatt aus schmalem Karton, meist bedruckt mit regionalem Motiv, galt sie einst als Geschenk an Daheimgebliebene, lange bevor der Urlauber zurück war. In Zeiten digitaler Kommunikation ein fast vergessenes Relikt, welches das Bürgerprojekt „110.000tage Karlsruhe“ aktuell zum Stadtgeburtstag neu aufleben lässt. Die Karlsruher sind aufgefordert, ihrer Stadt einen Kartengruß zu schicken, selbst Hand anzulegen und eine multimediale Bürgerskulptur zu errichten. Persönlich, anonym und doch gemeinsam.
„300 Jahre, das sind ungefähr 110.000 Tage“, erklärt Projektleiter Markus Jäger, der die Idee mit seinen Künstlerkollegen Bettina Wohlwend, Uwe Möller, Bernhard Schmitt und Elke Stoltze entwickelte. „Jeder neue Tag in Karlsruhe ist immer schon ein besonderer gewesen; nur für den Einzelnen von unterschiedlicher Bedeutung.“ Zumal die Bürger fortwährend und maßgeblich den Alltag ihres Wohnorts mitprägen. Zugleich wirkt Karlsruhe selbst, mit seiner steten Entwicklung besonders im Straßenbau, auf das Gemüt seiner Anwohner. „Daraus entstehen vielfältige Impressionen, die wir zum Stadtjubiläum mit den Bürgern sammeln und präsentieren wollen.“ Klingt einfach, ist es auch.
Als Grundlage dient eine längliche Karte, die vorderseitig an die „Stadt Karlsruhe“ adressiert ist. Die weiße Rückseite lädt dazu ein, die persönliche mit Karlsruhe verbundene Erinnerung festzuhalten. Unter www.110000tage.de haben die Projektleiter bereits einige Ideen gesammelt und veröffentlicht. Hier erinnert ein Foto an die alte Straßenbahn, ein Gedicht gedenkt der urbanen Natur und eine gemalte Giraffe hält den letzten Zoobesuch fest. Diese Beispiele sollen die Menschen motivieren, eigene Ideen zu kreieren. „Wir setzen auf den Einfallsreichtum der Bürger und sind gespannt auf viele Kartengrüße an ihre Stadt“, so Jäger.“ „Mit der Stadt verbindet jeder etwas anderes: den Geburtsort, eine Wahlheimat oder einfach nur den beste Ort, um Baulärm und Kultur gleichzeitig zu erleben.“
Entsprechend offen angelegt ist die Gestaltungsfrage. Auf das freie Postkartenfeld kann geschrieben, gezeichnet, gemalt oder geklebt werden, was auch immer die eigene Empfindung für Karlsruhe ausdrückt. Fingerfertige Bastelkünstler dürfen gerne auch zur Schere oder Stricknadel greifen. Was zählt, ist die Geste selbst: dem Empfänger mit investierter Zeit und Mühe eine Freude zu schenken. Im Falle Karlsruhes eine kreative Widmung auf der Rückseite einer Postkarte.
Mit dem ersten Aufschlag am 25. Oktober 2014 im Rahmen der Offerta in der Messe Karlsruhe geht das Projekt offiziell an den Start. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup wird zur Eröffnung der Verbrauchermesse seine persönliche Karte vorstellen. Ab sofort werden die „110.000tage Karlsruhe“-Postkarten über verschiedene Multiplikatoren verteilt. Auch im Laden KA300 sind die Karten erhältlich. Zudem werden die Postkarten im Frühjahr 2015 postalisch an die Haushalte versandt. Bis zum 16. Juni 2015 können diese Karten dann gestaltet und postalisch an das Rathaus Karlsruhe geschickt werden. „Die Vorlagekarten gibt es für alle kostenlos“, betont Uwe Möller. „Nur das Porto haben wir bewusst frei gelassen, weil es ein wertiges Geschenk an die Stadt sein soll und vielleicht von Menschen kommt, die gar nicht mehr in Deutschland wohnen, sich aber an Karlsruhe erinnern.“ Wer statt des Postboten lieber selbst läuft, kann seine verzierte Karte dennoch direkt im Laden KA300 in der Kaiserstraße 97, im Rathaus Karlsruhe und später dann auch im Pavillon abgeben.
Im Rathaus-Foyer am Marktplatz kann jeder Postkartengestalter seine Grußkarte an einer Arbeitsstation selbst einscannen. Die bearbeiteten Postkarten werden anschließend an einer Spindelstruktur aufgehängt und fungieren so als temporäre Installation. Digitalisiert sowie mit Schlagworten versehen, wandert das entsprechende Motiv in eine Cloud und wird simultan auf www.110000tage.de veröffentlicht, womit es der historischen Grußidee wieder ein Stück näher rückt. „Im Gegensatz zum verschlossenen Brief ist die Postkarte stets ein offenes Medium gewesen, bei dem der Briefträger schon mal mitlesen kann“, erklärt Projektleiter Jäger. Ähnlich öffentlich ist die Bürgerskulptur angelegt, zu der sich im Laufe des Festivalsommers alle eingegangenen Grußkarten miteinander vereinen. Auf einer drei Mal drei Meter großen Leinwand im Foyer des ZKM werden die Karten projiziert und mit jedem weiteren Ausstellungsbesucher verändert sich dieses audiovisuelle Kunstwerk wieder. Ein temporäres Geschenk, an dem sich viele Menschen beteiligen und Karlsruhes Gesicht multimedial spürbar machen.
Foto: (ONUK Karlsruhe)