— Von Philipp Heinz — Das schwache Wirtschaftswachstum und das Zinstief lassen den Reichtum auf der Welt nur noch langsam wachsen. Zwar besitzen alle Menschen zusammengenommen ein Brutto-Geldvermögen von 103,3 Billionen Euro, wie aus einer am Dienstag vorgestellten Studie im Auftrag des Allianz-Konzerns hervorgeht. Aber zuletzt stieg das Vermögen nur noch ganz leicht, in Westeuropa ging es sogar zurück. Nach Abzug der Inflation erzielten die Sparer seit dem Jahr 2000 den Angaben zufolge keinen realen Vermögenszuwachs mehr.
Eurokrise – Die Sparer leiden unter der Staatsschuldenkrise
„Es ist unübersehbar, dass Unsicherheit, niedrige Zinsen und Eurokrise ihre Spuren in der Vermögensentwicklung hinterlassen“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. „Die Sparer sind die Leidtragenden der Tatsache, dass sowohl die Neuordnung der Finanzmärkte als auch die Lösung der Krise im Euroraum noch immer nicht entscheidend vorangekommen sind.“
Das Geldvermögen der Bundesbürger stieg der Studie zufolge im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent. Demnach besitzt ein Deutscher im Schnitt abzüglich seiner Schulden 38.521 Euro. Weltweit ging der Vermögenszuwachs auf eine Rate von 0,6 Prozent pro Kopf zurück. Mit Abstand am reichsten sind die Schweizer, die pro Kopf netto 138.062 Euro besitzen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Japan und die USA mit 93.087 und 90.417 Euro. Deutschland liegt auf Rang 16.
Die Studie deckt 52 Länder ab, die nach Angaben der Allianz 93 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft ausmachen und in denen gut zwei Drittel der Weltbevölkerung leben. Von diesen rund 4,8 Milliarden Menschen besitzt das reichste Zehntel 55 Prozent des gesamten Netto-Geldvermögens, während die ärmere Hälfte gerade einmal über sechs Prozent verfügt.
Mittelschicht wächst in den Schwellenländern
Während die globale Mittelschicht wuchs, sank der Untersuchung zufolge sowohl die Zahl der Reichen mit mehr als 26.800 Euro Nettovermögen als auch die der Armen mit weniger als 4.500 Euro. Die Aufsteiger in die Vermögens-Mittelschicht kommen vor allem aus Schwellenländern.
Die Schuldendisziplin wurde demnach infolge der Krise besser. Der globale Schuldenberg wuchs auch 2011 nur mäßig um 2,2 Prozent und damit deutlich langsamer als die nominale Wirtschaftsleistung. Die globale Schuldenquote, also die Verbindlichkeiten in Prozent des Bruttoinlandsprodukts, reduzierte sich dadurch allein im vergangenen Jahr um annähernd 2,5 Punkte auf 67 Prozent. In den Jahren vor der Krise erzielte das globale Schuldenwachstum noch regelmäßig Werte von über acht Prozent, und die Schuldenquote erreichte in der Spitze knapp 72 Prozent.
dapd.djn/T2012091850503/ph/mwa