Auch wer jahrzehntelang passionierter Hobbygärtner war, merkt mit den Jahren: Gartenarbeit ist anstrengend. Je nach körperlicher Verfassung empfinden viele Senioren die Hege und Pflege der Pflanzen auf Dauer als beschwerlich. Wer den Garten aber rechtzeitig entsprechend umgestaltet, kann ihn auch weiterhin als Ort der Entspannung und nicht der Mühe erleben.
Vor allem die Kultur und Pflege großer Pflanzen bereitet im Alter oft erhebliche Probleme. «Die häufigste Unfallursache, nicht nur im Haushalt, sondern auch im Garten, ist der Sturz von irgendwelchen Aufstiegskonstruktionen und Leitern, da nicht genug auf Standsicherheit geachtet wurde», sagt Matthias Walheim vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in Friedberg.
Bei einer seniorengerechten Pflanzung sind dagegen Pflege und Ernte vom Boden aus möglich. «Die Baumschulen bieten mittlerweile eine große Palette von schwach wachsenden oder klein bleibenden Pflanzen sowohl für den Obst- als auch den Ziergarten an», sagt Walheim. Insbesondere Spalierobst ist nach Auskunft von Walheim für ältere Gartenbesitzer interessant. Auch Pflanzen, die als Hochstämmchen oder Pyramide erzogen wurden, erleichtern die Gartenarbeit: Für Ernte und Pflege müssen sich die Gärtner nicht bücken.
Gartenarbeit mit Gartengeräten
«Die Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen im Garten ist bei vielen Gartenplanern noch nicht ins Bewusstsein gerückt» sagt Katja Richter, die mit ihrem Büro «Grünwerk» in Freiburg Mitglied im Beratungsnetzwerk gartenberatung.info ist.
Dabei hätten viele gerade im Ruhestand viel Zeit für den Garten und darüber hinaus auch meist einen reichen Schatz an Gartenweisheiten, der nicht brach fallen sollte. Richters praktischer Tipp: Mit einem Rollhocker werden die unvermeidbaren Arbeiten am Boden bequemer. Eine zweirädrige Schubkarre kann auch mit einer Hand geschoben werden, während die andere Hand für eine Gehhilfe frei bleibt.
«Bei den Gartengeräten tauchen immer wieder neuartige, zum Teil gewöhnungsbedürftige Varianten auf, die helfen sollen, die eingesetzte Kraft möglichst effektiv zu übertragen», sagt die Gartenplanerin. Richtig angewendet seien sie eine echte Erleichterung. Bei allen Geräten sollte man auf leichtes Material achten. Hilfreich sind Teleskopstiele, die man an die Körpergröße anpassen kann.
Gartenarbeit für Senioren angepasst
Nicht nur Rosen, sondern auch Stauden wie Monarden und Duftnesseln, Nachtviolen und Steinkraut oder ein begehbarer Duftrasen aus Teppichkamille machen einen Garten attraktiv. Wer sich jedes Jahr jahreszeitliche Neupflanzungen sparen will, sollte daher über ein Staudenbeet nachdenken. Stauden kommen jedes Jahr wieder und benötigen wenig Pflege. Mit geschickter Planung bleiben die Beete lange Zeit pflegeleichte Flächen, die Unkräutern wenig Chancen lassen. Möchten Gartenbesitzer aber auch im Alter auf pflegeintensive Sommerblumenbeete nicht verzichten, können sie mit einem Landschaftsgärtner einen Pflegevertrag abschließen. Damit lassen sich nach Auskunft der Fachleute auch mit überschaubarem Budget anspruchsvolle Gestaltungen erhalten.
«Eine erhebliche Arbeitserleichterung ist der Einsatz eines Hoch- oder Tischbeetes im Garten», sagt Gartenbauingenieur Matthias Walheim. Bei beiden Varianten wird das Beet in eine angenehme Höhe geholt. Allerdings sei ein Hochbeet immer noch mit Arbeitsaufwand verbunden. Insbesondere für Rollstuhlfahrer empfiehlt der Experte daher ein Tischbeet, bei dem Blumen oder Gemüse in einen mit Erde gefüllten Tisch gepflanzt werden. Es ist leicht von allen Seiten zu bearbeiten und bei einer Höhe von etwa 70 Zentimetern angenehm zu erreichen. «Eine solche stabile Holzkonstruktion kann auch individuell bei einem Schreiner angefertigt werden», sagt Walheim. Darüber hinaus seien Blumenampeln mit den entsprechenden Pflanzenarten eine dekorative sowie rücken- und knieschonende Alternative.
Erstveröffentlichung: Juni 2010: kl/ddp/thi/esc