Start Aktuelles Urlaubsdomizile: Haus zum Tauschen gesucht – Agenturen helfen bei der Vermittlung

Urlaubsdomizile: Haus zum Tauschen gesucht – Agenturen helfen bei der Vermittlung

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Bern/Bad Liebenzell (ddp). Tausche Köln gegen Florida, Alpenblick gegen Provence. Die Idee ist ebenso einfach wie genial: Anstatt viel Geld in ein Ferienhaus- oder eine Wohnung zu investieren oder ein teures Hotelzimmer zu buchen, tauscht man ganz einfach die eigenen vier Wände. Im Zeitalter von E-Mail und Internet ist so ein Haustausch auf Zeit längst üblich und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Gegen eine jährliche Gebühr, die je nach Größe und Bekanntheit des Anbieters zwischen 30 und 140 Euro liegt, wird man Mitglied einer solchen Internet-Plattform und findet Kontakt zu Gleichgesinnten in fernen Ländern. Manchmal wird sogar das Auto gleich mitgetauscht, so ist man am Urlaubsort mobil.

«Obwohl es diese Urlaubsart schon seit mehr als 50 Jahren gibt, stehen die Deutschen dem Haustausch noch eher skeptisch gegenüber», sagt Jürg Thalmann vom Anbieter Homeexchange mit Sitz in Bern. Im Gegensatz dazu hätten Amerikaner, Skandinavier und Franzosen weniger Probleme damit, das eigene Haus und damit ein Stück Privatsphäre in fremde Hände zu geben. «Ist diese Hemmschwelle aber erst einmal überwunden, kommt für viele ein Pauschalurlaub gar nicht mehr in Frage», schildert Thalmann seine Erfahrungen.

Drei große internationale Netzwerke für Haus- und Wohnungstausch bieten ihre Dienste auch in Deutschland: Homelink (homelink.de) mit Sitz im oberfränkischen Oberhaid, Intervac (haustausch.de) in Bad Liebenzell im Schwarzwald und Homeexchange (haustauschferien.com) haben weltweit knapp 48 000 Mitglieder. Davon kommen allerdings nur etwa 2500 aus Deutschland. In Zeiten der Rezession aber steigt die Nachfrage nach einer günstigen Unterkunft im Urlaub. Laut Thalmann haben sich die Mitgliedszahlen im deutschsprachigen Raum im vergangenen Jahr verdoppelt.

Vor allem Familien wählen diese alternative Urlaubsform. Zunehmend gehören aber auch Rentner zum Kundenkreis, die nach ihrem Arbeitsleben die Welt kennenlernen wollen. Die geringen Kosten sind nach Ansicht von Sandra Albert und Norbert Franke aus Lübeck nur einer von vielen Vorteilen. «Es ist spannend, in einem anderen Land oder einer anderen Stadt zu sein, dort gemeinsam zu kochen und dafür einzukaufen», sagen die Eltern von drei Kindern: «In einem Supermarkt erfährt man enorm viel über die Menschen und die Kultur.» Die Nähe zu Einheimischen wissen nach Jürg Thalmanns Worten viele Haustauscher zu schätzen: «Es ist durchaus üblich, dass Gäste von den Nachbarn eingeladen werden. Daraus haben sich schon viele Freundschaften entwickelt.»

Sie kennen sich nicht, haben sich noch nie gesehen und sind sich trotzdem irgendwie vertraut: «In meinem Bett liegt kein wildfremder Mensch, von meinem Teller isst keine völlig unbekannte Familie», meint Karl Exler aus Wien, begeisterter Wohnungstauscher seit mehreren Jahren. «Sind wir einmal so weit, dass wir jeweils im Haus der Partnerfamilie ankommen, kennen wir einander, denn davor gab es zahlreiche E-Mails oder Telefonate.» Dass die Planung eines Haustausch-Urlaubs ungleich aufwendiger ist als beim Pauschalurlaub, räumt auch Jürg Thalmann von Homeexchange ein: «Man sollte schon sicher sein, den richtigen Tauschpartner gefunden zu haben.»

Gleichwohl liegen für ihn die Argumente für einen Wohnungstausch auf der Hand: Das ist neben dem Kostenfaktor auch der Komfort, denn der ist in einem Tausch-Domizil besonders groß – da kann kein Hotel, Appartement oder Ferienhaus mithalten. Platz und Annehmlichkeiten gibt es wie zu Hause: Waschmaschine, Geschirrspüler, komplette Einrichtung, Spielsachen für Kinder, Terrasse, Garten, Fahrräder, Computer. «Pluspunkt Nummer drei ist die Sicherheit für das eigene Heim während des Urlaubs», argumentiert Thalmann. Denn Bewohner sind der beste Einbruchschutz. Die in die eigene Wohnung eingezogene Tauschfamilie stellt kostenlos den House-Sitter, Blumengießdienst oder Postkasten-Entleerer und übernimmt auch die Versorgung von Haustieren.

Dennoch: Wer sich auf das Abenteuer Haustausch einlässt, sollte sich zuvor gut informieren. Denn oft gibt es eine Reihe von Vorbehalten, die Haustausch-Neulinge verunsichern. «Je klarer die beiden Parteien ihre Wünsche äußern und ihren Tauschpartnern mitteilen, welche Bereiche sie in ihren vier Wänden von der Benutzung ausschließen möchten, desto weniger Probleme gibt es», rät Thalmann. Um gegenseitige Vereinbarungen festzuhalten, stehen auf den meisten Wohnungstauschplattformen schriftliche Tauschverträge zur Verfügung.

Versicherungs-Expertin Julia Rehberg von der Hamburger Verbraucherzentrale rät zudem dringend dazu, vor einem Haustausch ein paar Haftungsfragen zu klären: «Wenn die Gäste im Haus etwas beschädigen, wird dies in der Regel durch die Hausratsversicherung abgedeckt.» Ratsam ist es laut Rehberg aber, die Versicherung vorab über den Haustausch zu informieren, damit diese im Nachhinein nicht mit dem Hinweis auf das erhöhte Risiko die Zahlung verweigern kann.

Ebenso haftet nach Worten der Verbraucherschützerin in Mietwohnungen die Privathaftpflicht der Gäste für Beschädigungen am Eigentum des Vermieters – natürlich nur, wenn dieser auch versichert ist. «Diese Frage sollte rechtzeitig mit dem Haustauschpartner geklärt werden», sagt Rehberg und empfiehlt, sich die entsprechenden Policen vorlegen zu lassen. Schlecht bestellt ist es allerdings um den Versicherungsschutz, wenn die vertrauenswürdig erscheinenden Gäste sich als Langfinger erweisen und Gegenstände mitgehen lassen. «Dafür gibt es keine Versicherung», erklärt die Verbraucherberaterin und rät dazu, besonders kostbare Dinge vor dem Haustausch auszulagern.

ddp/tvo/esc