Vorsicht vor stromfressenden Klimageräten – Nur wenige Fabrikate arbeiten wirklich energieeffizient –Von ddp-Korrespondent Thomas Voigt– (Mit Bild und Infokasten)
Berlin (ddp). Sommerliche Hitze in Haus und Wohnung kann eine wahre Plage sein. Steigt die Zimmertemperatur auf 30 Grad oder mehr, dann ist von Wohnkomfort keine Rede mehr. «Oftmals sind bauliche Fehler oder Unachtsamkeiten die Ursachen für überhitzte Wohnräume», sagt Bau- und Klimaberater Michael Koswig von der Stiftung Warentest in Berlin. Große Dachfensterflächen, schlechte Gebäudedämmung, Südfassaden ohne Beschattung oder falsch geplante Wintergärten haben nach seinen Worten vielfach schweißtreibende Folgen für die Bewohner. Sein Ratschlag: «Verbessern Sie den baulichen Klimaschutz. Wenn übermäßig viele Sonnenstrahlen gar nicht erst ins Haus gelangen, droht auch keine extreme Überhitzung.»
Doch das ist manchmal leichter gesagt als getan. «Nicht alle Bausünden der Vergangenheit lassen sich im Nachhinein rückgängig machen», weiß Koswigs Kollegin Christiane Böttcher-Tiedemann, Energieexpertin der Verbraucherorganisation. Solche Maßnahmen seien oftmals teuer, außerdem sind Mietern bei baulichen Veränderungen meist die Hände gebunden. Vielen Hitzegeplagten bleibe als Ausweg daher nur die Installation eines Klimagerätes, auch wenn diese Raumkühler wegen ihres hohen Stromverbrauchs sehr umstritten sind.
«Der Energieverbrauch und die Effizienz der im Handel erhältlichen Systeme sind allerdings sehr unterschiedlich», sagt Böttcher-Tiedemann. So liegen die Stromkosten für 3000 Betriebsstunden bei den von der Stiftung Warentest bisher geprüften Klimageräten in einer Spanne zwischen 403 und 936 Euro. Bei einem 24-Stunden-Betrieb über vier Monate fallen diese Kosten an. Ebenso differieren die Preise der angebotenen Geräte ohne Montagekosten ganz erheblich zwischen rund 200 und 2000 Euro.
Klimageräte funktionieren laut Michael Koswig nicht viel anders als ein Kühlschrank. Wie in dessen Innenraum gibt es Kühlflächen und – wie auf der Kühlschrankrückseite – wärmeableitende Flächen. Von diesen wird die Wärme nach draußen transportiert, damit das Zimmer sich abkühlt. Dabei gibt es zwei unterschiedliche Systeme: Zweiteilige Splitgeräte arbeiten wie ein aufgeteilter Kühlschrank. Der kühlende Geräteteil hängt im Zimmer und die wärmeableitende Fläche ist Bestandteil des Außengerätes, das auf dem Balkon steht oder an der Fassade hängt. Beide Geräte sind durch biegsame Rohrleitungen verbunden, in denen ein Kältemittel die Wärme durch ein Loch in der Wand transportiert. Bei den einteiligen Monoblockgeräten dagegen stecken kühlende und wärmende Flächen im selben Gehäuse, sind aber gut isoliert voneinander getrennt. Den Wärmeabfluss nach draußen leistet ein dicker Schlauch, durch den die aufgeheizte Luft zum Fenster hinausgeblasen wird.
«Die meisten Monogeräte haben ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis», erläutert Christiane Böttcher-Tiedemann. Um einen nur 14 Quadratmeter großen Raum von 35 auf 25 Grad herunterzukühlen, müssen sie bis zu drei Stunden auf voller Leistung fahren. Als Ursache nennt die Warentesterin die Funktionsweise dieses Systems: «Der Ventilator, der die aufgeheizte Luft ins Freie bläst, erzeugt im Zimmer einen Unterdruck, so dass automatisch Luft von draußen nachströmt – mit der Temperatur der Außenluft.» Einigen Fabrikaten liegt deswegen als Zubehör Abdichtungsmaterial für den Fensterspalt bei. Gleichwohl ist das Problem damit nicht gelöst, weil die Warmluft dann stattdessen durch andere Fensterritzen und Türspalten ins Haus dringt. Ein weiterer Minuspunkt von Monoblockgeräten sei deren lautes Betriebsgeräusch, ergänzt Michael Koswig.
Leiser und vor allem effizienter arbeiten die zweiteiligen Splitgeräte, da bei ihnen der Wärmetransfer nicht über die Raumluft, sondern das integrierte Kühlmittel erfolgt. «Ein wirklich erfreuliches Verhältnis zwischen Kühlleistung und Stromverbrauch schafften bei unserem Probebetrieb aber nur die teuersten Splitgeräte», schildert Böttcher-Tiedemann. Hinweise auf die Energieeffizienz der Geräte finden Verbraucher in der Regel auf den offiziellen Energieetiketten, die auf dem Gehäuse kleben. «Bei einigen Anbietern stromhungriger Geräte sind diese Angaben aber nicht exakt, sondern geschönt», ist die Erfahrung der Fachfrau.
Bei allem Kühlkomfort haben zweiteilige Splitgeräte einen entscheidenden Nachteil: Ihre Installation ist ziemlich aufwendig. Die Außenwand muss durchbrochen werden, damit die Kältemittelleitungen Innen- und Außenteil verbinden können. Dafür ist nach Angaben von Bauberater Koswig ein Lochdurchmesser von etwa sieben Zentimetern erforderlich. Zudem muss das Außenteil des Geräts an der Fassade montiert werden. Und: «Splitgeräte dürfen heute nur noch von Fachleuten angeschlossen werden», warnt Koswig: «Bei laienhafter Montage droht die Gefahr, dass Kältemittel entweicht – mit schädlichen Folgen für die Umwelt und die Funktionsfähigkeit.» Die Kosten für einen normalen Anschluss liegen nach seinen Worten zwischen 150 und 230 Euro, Wanddurchbrüche oder aufwendige Montagearbeiten an der Fassade schlagen zusätzlich zu Buche.
ddp/tvo/esc