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Wildtulpen bringen ursprünglichen Charme in den Garten

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Kleine Gnome, winzige Sterne – Wildtulpen bringen ursprünglichen Charme in den Garten – Große Vielfalt an Farben und Formen –Von ddp-Korrespondentin Dagmar Thiel-

Illertissen/Gütersloh (ddp). Schon ihre Namen lassen Gartenfreunde neugierig werden: Wie sehen wohl eine Seerosen-Tulpe, eine Gnomen-Tulpe oder eine Damen-Tulpe aus? Wer jetzt Zwiebeln in den Boden pflanzt, kann im nächsten Frühjahr farbige Überraschungen im Garten erleben. Wildtulpen sind der Ursprung moderner Gartentulpen und werden zurzeit in großer Formen- und Farbenvielfalt im Handel angeboten. Sie erfreuen mit einer über Jahre wiederkehrenden Blüte und gedeihen im Staudenbeet und im Steingarten ebenso wie als Gehölzunterpflanzungen oder in einer Blumenwiese.

Wildtulpen kamen Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals aus Kleinasien nach Deutschland in die Gartenanlagen wohlhabender Handelsfamilien. Sie sehen feiner aus als die aus ihnen gezüchteten kräftigen Gartentulpen. «Wildtulpen zeigen sich längst nicht so verwöhnt wie die großblütigen Zuchtformen», sagt Oliver Kipp, Chefredakteur der Zeitschrift «GartenEden» in Gütersloh. Ursprünglich wachsen Wildtulpen in Steppen und an sonnigen Gebirgshängen und sind daher magere Böden gewöhnt. «Deshalb lautete die Tulpen-Devise: Kleine Blüten auf niedrigen Stängeln. So sicherten sie ihr Überleben in der unwirtlichen Welt der Berge», erklärt Kipp. Damit sind Wildtulpen auch heute noch beständiger gegen Wind und Wetter. Gartenbesitzer sollten aber immer die Herkunft dieser Zwiebelblumen bedenken: Feuchter und allzu fetter Boden verkürzt die Lebensdauer der Pflanzen.

«Wildtulpen lieben Sonne und hassen Nässe», bringt Staudengärtner Dieter Gaissmayer aus dem schwäbischen Ilertissen wesentliche Standortbedingungen auf den Punkt. Zum Ausreifen brauchen die Zwiebeln sommerliche Trockenheit. Ein sonniger Steingarten bietet den kleinen Schönheiten dafür ideale Bedingungen. «Zudem kommt der Reiz der verschiedenen Blattformen und Blütenfarben der Wildtulpen im Steingarten in Verbindung mit seinen Polsterstauden ideal zur Geltung», erklärt Gaissmayer.

Die sehr früh blühende Gnomen-Tulpe (Tulipa turkestanica) ist eine grazile, schlanke Wildtulpe mit pergamentfarbenen, sternförmig geöffneten Blütchen mit goldgelber bis orangegelber Mitte und schwarzen Staubgefäßen. Die Außenseite der Blüten ist zartlila gestreift. Die Persische Tulpe oder Damen-Tulpe (Tulipa clusiana var. chrysantha) zählt zu den edelsten Wildtulpen-Arten und ist besonders für Steingärten geeignet. Sie bildet schmal-linealische Blätter und elegante, spitz zulaufende Blüten. Die großblütige Sorte Tubergens Gem hat innen schwefelgelbe, an der Außenseite rot schattierte Blüten mit violetten Basalflecken. An trockenen Stellen im Steingarten vermehrt sie sich rasch durch zusätzliche Ausläufer.

«Bereits die verschiedenen Formen der haselnussgroßen, hartschaligen Zwiebelchen in der Hand zu spüren, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Bevor Sie die Zwiebeln pflanzen, sollten Sie sich auf jeden Fall die Zeit dazu nehmen», sagt Staudengärtner Gaissmayer. Wildtulpen halten es jahrelang am selben Platz aus. Die sternblütige «Tulipa tarda» wächst auch in etwas nahrhafterem Boden. Diese kleine Wildtulpe trägt im April und Mai drei bis acht duftende Blüten an einem kurzen Stängel. Bei Sonne sind die weißen Blüten sternförmig geöffnet und zeigen ihre dottergelbe Mitte. «Tulipa tarda» ist robust und zum Verwildern geeignet.

Ebenfalls sehr robust ist die Seerosen-Tulpe (Tulipa kaufmanniana). Die auffälligen Blüten öffnen sich bei Sonne zu leuchtenden Sternen und schließen sich am Abend wieder. «Inzwischen gibt es etliche Sorten. Sie sind oft zweifarbig und für Töpfe und Steingärten geeignet. Tulipa kaufmanniana bildet nur wenige Brutzwiebeln und kann lange auf demselben Platz verbleiben», sagt Gaissmayer.

Außerhalb der Gärten wächst in Deutschland eine Wildtulpe auch in freier Natur: die gelb blühende Waldtulpe, auch Weinbergtulpe (Tulipa sylvestris) genannt. Sie ist im mediterranen Raum verbreitet, blüht aber auch in Süddeutschland, besonders auf Weinbergen. Glockenförmige gelbe, außen leicht grünliche Blüten mit starkem, blumigem Duft entfalten sich im April aus nickenden Knospen an dünnen Stielen. «Die Waldtulpe eignet sich ideal zum Verwildern unter größeren Gehölzen. Wird sie dort in Ruhe gelassen, bilden sich nach einigen Jahren größere Kolonien durch die unterirdische Ausbreitung von Stolonen. Das sind Sprosse, an denen neue Zwiebeln entstehen», sagt Oliver Kipp.

Alle Tulpenarten lassen sich auch sehr gut durch Aussaat vermehren. Die Saat in den eckigen Kapseln ist reif, sobald das Laub komplett vergilbt ist und die Kapseln sich von der Spitze her öffnen. Kipp: «Säen Sie die für Liliengewächse typischen flachen Samen in Schalen mit sandiger Erde und halten Sie sie gut feucht.» Anschließend heißt es allerdings abwarten, denn bis zur ersten Blüte dauert es vier Jahre.

ddp/thi/esc